Gülzow (pm). In seinem Vortrag setzt sich Professor Dr. Joachim Reichstein aus Schleswig mit dem Begriff Heimat auseinander und analysiert die Missverständnisse. Die kostenlose Veranstaltung findet am Donnerstag, 4. November 2021, um 19 Uhr im MarktTreff Gülzow in der Hauptstraße 21 statt.
Heimat war ein Programm in der von der Zivilisations- und Fortschrittskritik geprägten Heimatschutzbewegung der Gründerzeit – den Jahrzehnten vor und gleich nach 1900. Heimat war aber auch ein Propagandawort im Kolonialismus und im Nationalsozialismus. Nach 1945 lag diese Heimat in Trümmern – der Begriff Heimat wurde wegen seines Missbrauchs in der Hitlerdiktatur tabuisiert. Doch Heimat wird nicht durch Programme oder Propaganda bestimmt, sondern trägt ihre Bestimmung in sich selbst: Heim, Haus, Schutz, Sesshaftigkeit schwingen in dem Wort mit – Verwurzelung in Orten und Landschaften, Beziehungen zu Menschen und zu landschaftstypischen kulturellen Ausdrucksformen. Der Begriff Heimat bringt ein anthropologisches Bedürfnis zur Geltung, gerade in einer Zeit, in der Neoliberalismus und Globalisierung uns Menschen zu ohnmächtigen Bürgern machen; in denen das Gefühl wächst, nirgendwo mehr zu Hause zu sein; in der deshalb für viele die Gefahr wächst, sich nationalistischen Positionen zuzuwenden.
Der Referent will zeigen, dass nichts so verletzlich ist wie unsere Heimat; dass es keine abstrakte Heimat gibt, sondern dass Heimat – auch die in unserem Kopf – immer konkret ist und deshalb verletzlich. „Wir brauchen die universelle existentielle Matrix Heimat zum Leben wie die Atemluft“ sagt Professor Reichstein. In der neuen Sehnsucht nach Heimat mache sich diese als Erfordernis bemerkbar.
Eine Kooperation der Stiftung Herzogtum Lauenburg mit dem Premiumpartner Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, dem Verein Heimatgeschichte Gülzow und dem Kreativausschuss MarktTreff macht diese Veranstaltung möglich. Anmeldung per Email an info@stiftung-herzogtum.de oder der Telefonummer 04542 87000 ist erforderlich.