Ratzeburg (aa). Rund 100 Personen fanden am Freitagabend auf dem Ratzeburger Marktplatz in Rahmen einer Kundgebung zusammen. Der Fachbereich offene und interkulturelle Kinder- und Jugendarbeit des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg und die Flüchtlingsbeauftragtes des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg hatten anlässlich des Tags des Flüchtlings aufgerufen, Solidarität mit den Menschen zum Ausdruck bringen zu bringen, die unter den Taliban ihr Leben in Gefahr sehen, mit denen, die nicht wissen, wie sie sich in Sicherheit bringen sollen und mit allen, die sich in Afghanistan nicht zum Schweigen bringen lassen und dafür ihr Leben riskieren.
„Wir möchten heute hier ein Zeichen setzen“, erklärte Stephanie Petersen vom Diakonischen Werk. Zusammen mit Neda Rahmani, die die Wortbeiträge in ihre Landessprache übersetzte, moderierte sie einen kleines Programm verschiedener Redner und musikalischen Beiträgen.
Hintergrund der Aktion ist der vollständige Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan, in dessen Folge die zuvor 20 Jahre bekämpften Taliban schnell wieder Kontrolle über das Land erlangten und das Islamische Emirat Afghanistan ausriefen. Die Bevölkerung leidet seit dem unter dem Regime der Machthaber unter anderem wegen des Verlust der bis dahin erlangten Frauenrechte und Meinungsfreiheit. Viele Menschen müssen seit August um ihr Leben fürchten. Insbesondere die Bürger des Landes sind in Gefahr, die in den vergangenen 20 Jahren für die internationalen Truppen gearbeitet haben und bis jetzt nicht das Land verlassen konnten.
„Es gibt viele unter euch, die noch Freunde und Verwandte in Afghanistan“, wandte sich Jugendbeiratsmitglied Neda Rahmani an die anwesenden Afghanen auf dem Marktplatz. „Vielen geht es unter der Herrschaft der Taliban nicht gut“, so Rahmani weiter, die zuvor von Petersen als Initiatorin der gesamten Kundgebung vorgestellt wurde. Es gehe darum, dass das Thema, das Schicksal der Menschen nicht totgeschwiegen und vergessen werde.
Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg sagte: „Rund 70 Millionen Menschen auf der Welt erleben, wie es ist auf der Flucht zu sein. Das alles verdichtet sich beim Thema Afghanistan. Seit dem 15. August ist etwas passiert, was viele befürchtet haben.“ Es bestehe zur Zeit ein Gefühl der Ohnmacht, das alle zu lähmen drohe. „Wir können gefahrlos auf die Straße gehen. Die Menschen in Afghanistan können das nicht“, so Hartmann-Runge weiter, die hoffe, dass sich etwas bewegen lasse. Zudem gehe es auch darum zuzuhören.
Zuhören konnten die Anwesenden an diesem Abend unter anderem landestypischer instrumental Musik und dem Rap eines afghanischen Jugendlichen über sein Land. Zudem stellten die Kundgebungsteilnehmer mehrere Forderungen auf, wie das Ausfliegen aller ehemaliger afghanischer Hilfekräfte und ihrer Familienangehörigen inklusive verbindlicher Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.
„Viele Menschen kamen in den letzten Wochen zu uns in die Beratungstellen und sagten, wir brauchen eure Unterstützung“, beschrieb Christian Klingbeil vom Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg seinen jüngsten Arbeitsalltag, „Wir haben geholfen Anträge zu stellen, damit Familienangehörige bald nachreisen können. Zudem lobte Klingbeil abschließend die gelebte Solidarität dieser Kundgebung an der Menschen afghanischer, syrischer, deutscher und weiterer Nationalitäten teilnahmen.