Mit einem Interview hat der Bürgermeister von Nusse im Markt ein wenig die Werbetrommel für den Ort gerührt und unter anderem das überdurchschnittliche Angebot an Geschäften sowie das sehr gute Miteinander der Einwohnerinnen und Einwohner hervorgehoben. Nun ist es schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Menschen einen Ort wahrnehmen.
Aber ein Grundkonsens an Objektivität sollte doch in der Öffentlichkeit gewahrt werden. Denn Fakt ist leider, das der Ort mit überörtlicher Funktion nicht einmal über einen Einkaufsladen verfügt. Damit ist jeder Einwohner gezwungen, den Ort zum Einkaufen von Dingen des täglichen Bedarfs zu verlassen. Und wenn man als Einwohner dies schon tun muss, dann kann man auch gleich in Sandesneben, Mölln, Ratzeburg oder Trittau zum Arzt gehen oder dort andere vom Bürgermeister angepriesene Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Ach ja, und das natürlich mit dem Auto, denn spätestens Freitagabend ist diese Gemeinde mit überörtlichen Funktionen ohne öffentlichen Nahverkehr von der Außenwelt abgeschottet. Und wer sich zum allseits beliebten Fahrrad bekennt, wird gleich noch mehr enttäuscht: ein Radweg zu einem der umliegenden relevanten Orte gibt es nämlich nicht.
Und das sehr gute Miteinander der Nusser ist sehr leicht zu verstehen, denn da man sich nicht kennt, geht man sich halt einfach aus dem Weg. Kein Wunder für eine Gemeinde, die weder über ein Ortszentrum noch über ein attraktives Gemeindezentrum verfügt. Und all diese Entwicklungsmissstände sollen besser werden, weil ein neues Baugebiet geschaffen wird? Wohl kaum – die Zukunft für Nusse sieht anders aus.
Hartmuth Weyhe, Nusse