Ratzeburg (pm). Mit dieser Resonanz an seiner Online-Umfrage „Wie geht es Euch in dieser Coronazeit?“ hat der Ratzeburger Jugendbeirat nicht gerechnet. „Wir haben uns bei der Planung der Umfrage bescheiden für die kleines Version auf unserer Umfrageplattform entschieden, die bis zu 5.000 Antworten speichern konnten. Es wurden 9.405 bei 231 Teilnehmern“, sagt Vivian Ndubuisi vom Ratzeburger Jugendbeirat.
Sie hatte zusammen mit Paul Tessmer maßgeblich am Entwurf der Online-Umfrage gearbeitet und dabei auch die Whatsapp-Gruppe ihrer Schulklasse an der Ratzeburger Gemeinschaftsschule eingebunden. So entstand ein Katalog mit 42 Fragen zu den Themen „Soziales Umfeld“, „Homeschooling“, „Beteiligung“ und „Eigenverantwortung“, der über einen Zeitraum von sechs Wochen von Jugendlichen anonym beantwortet werden konnte.
Dabei unterstützte insbesondere die Lauenburgische Gelehrtenschule diese Umfrageaktion und erlaubte die Weitergabe über die schulinterne Lernplattform. Die Umfrageergebnisse wurden in der letzten Jugendbeiratssitzung intensiv diskutiert und ein Bericht für den nachfolgenden Ausschuss für Schule, Jugend und Sport vorbereitet.
Neda Rahmani und Vivian Ndubuisi stellten dort beachtenswerte und beratenswerte Resultate vor, beispielsweise die emotionalen Belastungen, die Jugendlichen mit dem Homeschooling haben und die aus ihrer Sicht nur wenig von den Schulen aufgefangen werden. So gaben 55% der ausgewerteten Teilnehmer*innen an im Lockdown phasenweise depressiv geworden zu sein. Aber auch die große Belastung, dass Freizeitaktivitäten, gerade im Sport, nahezu komplett fehlten, und es gar nicht sicher ist, dass diese nach Corona auch alle wieder angeboten werden. Hier baten die Jugendbeiratsmitglieder den Ausschuss, sich bei den Sportvereinen einmal zu erkundigen, wie deren Lage ist. Wichtig waren Neda Rahmani und Vivian Ndubuisi aber auch der Hinweis, dass viele Jugendliche sich nicht mitgenommen und beachtet fühlen in den Coronabestimmungen, die ihr Leben so massiv einschränken. So fanden lediglich rund 27 Prozent, dass ihre Stimme bei der Umsetzung von Coronaregeln in der Schule Gehör findet, obwohl 47 Prozent sich deutlich eine Beteiligung wünschen würde. In Bezug auf die allgemeine Regelungen in der Stadt gaben sogar nahezu 64 Prozent an, nicht gehört oder beachtet zu werden. Stadtjugendpfleger Peter Linnenkohl ergänzte die Ausführungen der Jugendbeiratsmitglieder um zwei Punkte, die ihm besonders wichtig waren.
„Zur Frage, ob man wisse, an wen man sich bei Erfahrungen zu häuslicher Gewalt wenden könne, haben rund 25 Prozent mit Nein geantwortet. Das ist ein ganz direkter Auftrag an uns, im Sinne einer Prävention tätig zu werden und deutlich mehr Information an Kinder und Jugendliche zu geben“, sagte Linnenkohl. Ebenso verwies er auf die große Bereitschaft von Jugendlichen (rund 59%), in dieser Coronapandemie selbst Verantwortung übernehmen zu wollen. Der Ausschussvorsitzende Matthias Raddeck-Götz dankte dem Jugendbeirat für das Engagement und die Ausführungen und sicherte ihm einmal mehr ein offenes Ohr des Ausschusses in allen Belangen zu.