Lauenburg (pm). In Lauenburg fährt seit Sommer 2019 ein automatisierter Elektrobus ohne Fahrer mit bis zu 18 Stundenkilometern in der Alt- und Oberstadt. Das Forschungsprojekt TaBuLa, kurz für Testzentrum autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg, befindet sich seit Oktober 2019 im öffentlichen Fahrgastbetrieb und passiert auf seiner Route enge Kopfsteinpflasterstraßen, steile und bewaldete Abschnitte, signalisierte Kreuzungen und fährt sogar auf der Bundesstraße. Die Projektpartner aus Kreis Herzogtum Lauenburg und Technischer Universität Hamburg (TUHH) untersuchen hier gemeinsam mit der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und weiteren Partnern die Einsatzmöglichkeiten von automatisierten Fahrzeugen im Öffentlichen Personennahverkehr.
„Wir freuen uns im Team unglaublich über das erreichte Ziel und einen öffentlichen Betrieb mit Forschung zum Anfassen für Alle“, erklärt Matthias Grote, Projektkoordinator, „Abschließend gilt es nun noch die umfangreichen Forschungsdaten in TaBuLa auszuwerten und weitere Teile in 2021 zu veröffentlichen. Währenddessen wird das TaBuLaShuttle bis November 2021 noch weiter seine Runden in Lauenburg für die Fahrgäste drehen.“ Eine geschulte Begleitperson ist dabei immer an Bord um in unvorhersehbaren Situationen dennoch eingreifen zu können.
Mit diesem Meilenstein wäre das Shuttleprojekt nun eigentlich abgeschlossen, die Forscherinnen und Forscher der TUHH hatten aber noch weitere Ideen, wie das Shuttle die Forschung an modernen Transportsystemen im ländlichen Raum voranbringen könnte. „Die Idee ist, dem Shuttle auch Warenlieferungen entlang der Route zu übertragen und den Transport von Personen und Waren in einem automatisierten Fahrzeug zu kombinieren. Das ist einzigartig und wurde so bisher noch nie in Deutschland umgesetzt,“ so Grote weiter.
Das Ausliefern der Waren übernimmt ab jetzt „Laura“, ein kleiner Transportroboter, der genau wie das Shuttle mit einer Vielzahl von Sensoren ausgerüstet ist und künftig seinen Weg automatisiert zwischen Shuttle und Abhol- beziehungsweise Auslieferpunkt finden soll. Dabei wird „Laura“ in der Forschungsphase durch eine Begleitperson unterstützt, die bei Hindernissen und auch Fragen von Interessierten stets helfen wird. Am Donnerstag, 26. November 2020 hat „Laura“ die ersten Testrunden in Lauenburg außerhalb der gewohnten Testumgebung in Harburg gedreht. In den kommenden Wochen soll sie nun „lernen“, wie sie sich in Lauenburg orientieren kann und eine erste Transportaufgabe übernehmen: Die Post der Stadtverwaltung Lauenburg zwischen den Außenstellen verteilen. Das erledigt „Laura“ dann als Fahrgast im Shuttle und einige Strecken auch auf eigenen Rädern zwischen den fünf Abhol- und Ablieferpunkten. Etwa 100 Postsendungen am Tag erwartet die Stadtverwaltung.
Im Frühjahr 2021 sollen die ersten Sendungen ausgeliefert werden. Bis dahin wird „Laura“ die Stadt kennenlernen und immer wieder in Lauenburg und im TaBuLaShuttle zu sehen sein.
„Laura“ wird von Ingenieuren des Instituts für technische Logistik der TUHH gebaut und entwickelt. Dabei wurde auf einen Unterbau aus Kanada zurückgegriffen, der Achsen, Motoren und Akkutechnik mitbringt. Diese Komponenten in Abhängigkeit von der Umgebung anzusteuern wird „Laura“ in Harburg beigebracht. Auch der Transportaufbau ist eine Eigenentwicklung, er fasst derzeit bis zu vier Kilogramm Ladung. Größere Roboter mit höherer Zuladung sind zwar auch am Markt verfügbar, lassen sich jedoch nicht gut mit dem Shuttle kombinieren da sie keinen Raum für Fahrgäste lassen. „Laura“ verfügt über zahlreiche Sensoren und soll sich mit bis zu sechs Stundenkilometer sicher zwischen Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern durch Lauenburg bewegen können.
Die Strecke, die das TaBuLaShuttle täglich fährt ist zudem in einem Video online zu sehen: https://youtu.be/8kpyVQ-EPNY
Weitere Informationen und aktuelle Betriebszeiten gibt es jederzeit online unter www.tabulashuttle.de
Das Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa) wird durch die Projektpartner Technische Universität Hamburg und Kreis Herzogtum Lauenburg getragen und durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen der Förderrichtlinien „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ und „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 3,7 Millionen Euro gefördert.