Ratzeburg (pm). Die Fahrradwerkstatt der Ratzeburger Willkommenskultur hat nach über 5 Jahren ihren Betrieb eingestellt. „Wir haben schon seit einiger Zeit einen deutlich sinkenden Bedarf feststellen können“, begründet Hauke Thomsen diesen Schritt, der zusammen mit Tarek Alshadidi und Reza Samadi dieses Hilfsangebot in Sachen Mobilität regelmäßig betreut hat. Deutlich rückläufige Zuweisungszahlen in Ratzeburg sowie die fortschreitende Integration haben die Nachfrage von Geflüchteten nach gespendeten, aufbereiteten Fahrräder wie auch nach Reparaturen sinken lassen. „Im Schnitt kamen in 2017 rund 20 Personen zu den vierzehntägigen Werkstattterminen in der Ernst-Barlach-Schule, in 2018 rund zehn und zum Schluss nur noch zwei bis drei“, beschreibt Hauke Thomsen die Entwicklung.
Die Leistungen der Ratzeburger Fahrradwerkstatt sind indes eindrucksvoll. Dies lässt sich an statistischen Zahlen ablesen, die Hauke Thomsen aus seinen Unterlagen zusammenstellen konnte. Daraus geht hervor, dass rund 500 Fahrräder in dieser Zeit herausgegeben wurden, überwiegend Fundfahrräder, aber auch rund 150 Fahrradspenden von Ratzeburger Bürgern. Für rund 350 Hilfesuchende wurden, teilweise mehrfach, Reparaturen durchgeführt. Alles, von Bremsen, Schläuchen, Gangschaltungen bis hin zur Fahrradelektrik konnte das Team der Fahrradwerkstatt richten, immer erklärend und anleitend nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Gerade diese Form von Hilfestellung wurde über lange Zeit sehr geschätzt an der Arbeit der Fahrradwerkstatt.
So fiel das Abwickeln der Werkstatt jetzt auch nicht ganz leicht. Überzählige Ersatzteile wurden beim letzten Termin im Oktober zur Mitnahme angeboten, Werkzeuge und übrig gebliebene Fahrräder an den „Fahrrad Lange“ gegen eine Spende abgetreten. „Uns war zum Schluss wichtig, dass alles, was noch nützlich ist, in gute Hände kommt“, sagt Tarek Alshadidi. Bürgermeister Gunnar Koech erhielt abschließend den Schlüssel zur Fahrradwerkstatt. Er bedankte sich für das großartige Engagement des Werkstattteams: „Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich sehr genau abschätzen, was hier in den vergangenen fünf Jahren ehrenamtlich geleistet wurde. Das war ein ganz wichtiger Beitrag für gelingende Integration in unserer Stadt, für den ich sehr dankbar bin“, so Bürgermeister Gunnar Koech.