Beitrag zur Fortschreibung des Ortsentwicklungskonzeptes Büchen
Nach der Veröffentlichung des fortgeschriebenen Ortsentwicklungskonzepts Büchen wird einmal mehr deutlich, dass die Gemeindevertretung Büchen offenbar das Ziel verfolgt, Büchen „groß zu machen“. Mit der Planung von mindestens 30 ha zusätzlicher Gewerbegebietsflächen an der Straße nach Müssen (Themenkarte „Gewerbliche Entwicklungspotentiale“, Gemeinde Büchen) wird ein weiterer Entwicklungsschritt in Richtung Verstädterung der ländlichen Umgebung Büchens unternommen.
Ich frage mich, ob dieses dem Wunsch der Bewohner entspricht. Viele Menschen wohnen hier bewusst, weil sie das Ländliche dem Städtischen vorziehen. Da der Ort Büchen selbst eher wenig attraktiv ist, zum Beispiel zum Bummeln oder Verweilen im öffentlichen Raum, hängt die Lebensqualität hier ganz wesentlich von der attraktiven natürlichen Umgebung ab. Und genau diese gerät durch den fortschreitenden Expansionsdrang immer weiter unter Druck. Die Büchener Politik folgt offenbar einem nicht hinterfragten Glaubenssatz, dass Steuereinnahmen maximiert werden müssen, egal was es kostet. Ich frage mich, wozu, wenn dies auf Kosten der Lebensqualität der Bewohner geht.
Mit dem nun vorgesehenen zusätzlichen Gewerbegebiet, dem Neubaugebiet „Ortszentrum“, den Gewerbegebieten nördlich Heideweg, den in Bau oder Planung befindliche Neubaugebieten Pötrau, dem Gewerbegebiet nördlich Parkstraße wird sich die denaturierte Fläche Büchens seit 1990 in etwa verdoppelt haben. Ich meine, die Zeit ist reif, die Bürger zu fragen, ob das so weitergehen darf oder endlich mal Schluss sein soll mit dem rasanten Verschwinden von Natur und Landschaft. Dabei sollte den Menschen auch ehrlich erklärt werden, welche finanziellen Belastungen sie durch die erforderliche Erweiterung der Infrastruktur (Beispiel Kläranlage) zusätzlich zu tragen haben, bzw. schon tragen.
Ein weiterer Aspekt ist der Flächenverbrauch, ein gravierendes „Umweltproblem“ was zunehmend auch auf der Agenda der Bundespolitik steht. Nach Recherche des BUND Schleswig-Holstein werden bundesweit täglich 74,4 ha (Stand 2018) natürlich gewachsener Boden in denaturiertes Bauland umgewandelt („Flächenerbrauch“). Dies entspricht etwa 104 Fußallfeldern pro Tag!! Auf Schleswig-Holstein entfallen davon 3,1 ha/Tag. Dieser meist kurzfristigen fiskalischen Interessen folgende Flächenverbrauch steht im Widerspruch zu dem von allen Seiten immer wieder geforderten „nachhaltigen“ Umgang mit den für die Menschheit überlebenswichtigen natürlichen Ressourcen. Aus asphaltierten und betonierten Flächen wird nie wieder fruchtbares Land, auf dem Lebensmittel produziert werden können. Von Vertretern der Landwirtschaft wird auf diese Problematik seit Jahrzehnten hingewiesen. Selbst wenn man die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, die Biodiversität, den Klimawandel etc. außer Acht lässt, sollte dieser Aspekt allein jedem das Gewicht dieser Problematik klar machen. So ist es erstaunlich, mit welcher Nonchalance die Büchener Gemeindevertretung dieses Thema ausblendet. Sollte „Büchen macht grün“ doch nicht mehr als eine Maßnahme des „Greenwashings“ sein?
Wolfgang Pohle