Groß Zecher (pm). Nun ging die neue Konzertreihe ‚SCHAALSEEGAARTEN‘ auf dem Gut Groß Zecher bereits in die zweite Runde. Was sich am vergangenen Freitag auf der Bühne vor dem Seminarhaus ereignete, war für Veranstalter und Besucher kaum zu erwarten gewesen.
Es hatten sich großartige 90 interessierte Zuhörer eingefunden, die der Einladung gefolgt waren, dem Wettergott vertrauten und somit das große Rund gut füllten. Sie sollten ihre Entscheidung nicht bereuen.
Zunächst einmal bildeten die milden Temperaturen des Abends eine wunderbare Grundlage für die Entstehung der entspannten sowie zugleich dichten Atmosphäre und für den musikalischen Auftritt der Sängerin Maria Bulgakova mit der Pianistin Ninon Gloger aus Lübeck. Das imposante Bild unter der angestrahlten Linde vor dem neuen ‚SEEminarhaus‘ beeindruckte derart, dass man beim Betreten der Bühne durch die Sängerin geneigt war, vom ‚Erscheinen‘ der Primadonna zu sprechen.
Als dann die ersten gesungenen Klänge entströmten, war ganz sicher: Dieses würde ein denkwürdiger Abend werden, der auf dem Gelände des Guts musikalische Geschichte schreiben sollte. Hochprofessionelle Beherrschung der Stimme und des Klavierspiels war eine Selbstverständlichkeit, auf deren Grundlage sich Ausdrucks- und Überzeugungskraft entfalten konnte. Das sensible Zusammenspiel, die Authentizität der Darstellung und der persönliche Bezug der Musikerinnen berührten derart, dass der emotionale Funke schon bei den ersten Klängen des ‚Caro mio ben‘ übersprang.
Das Konzertprogramm bestand aus Höhepunkten des Opern-, Musical- und Liedrepertoires, das durch eine geschickte Auswahl in dramaturgisch durchdachter Anlage bestach.
Über Händels «Lascia ch’io pianga» und Mozarts Opernarien sowie Kleinoden seines Liedschaffens spannte sich der Bogen zunächst bis hin zu Puccinis stark berührendem «O mio babbino caro». Stilsicher führten Sängerin und Pianistin durch die Klangwelten von Barock bis Romantik, gestützt von sehr charmanter sowie informativer Moderation durch Ninon Gloger.
Die Zuhörer nahmen sichtlich und stellenweise hörbar Anteil am Musikgeschehen. So manch leises Mitsummen der bekannten Melodien, das gelegentlich zustimmende Seufzen und sicherlich auch die eine oder andere Träne waren berührender Ausdruck des Mitempfindens. Nach der Konzertpause, in der die Gutsküche wohlschmeckende Suppe und Getränke reichte, bewegte sich die Musik in moderneren Gefilden wie dem Musical. Hierbei erhielt die oben genannte Authentizität ihre persönlichste Bedeutung, als Maria Bulgakova auf sehr sympathische Weise ihren amerikanischen Ehemann ins Spiel brachte, mit dem sie gerade ihren Hochzeitstag beging und der im Hintergrund seine Papa-Rolle spielen durfte. Die Sängerin leitete damit den Evergreen ‚Tonight‘ aus Bernsteins ‚West Side Story‘ ein, der gewissermaßen auch im Schein der idyllischen Bühnenlampen vielleicht zum wahren emotionalen Höhepunkt des Abends wurde.
Mit begeistertem Applaus und selbstverständlichen Zugaben verabschiedeten sich Gäste und Musikerinnen glücklich und erfüllt in die milde Spätsommernacht. Gutsherrrin Hannelore von Witzendorff war nach diesem zweiten gelungenen Abend der Konzertreihe überglücklich und überzeugt, dass sie gemeinsam mit Organisator Andreas Krohn auf dem richtigen Weg ist, Kultur in der Region zu beflügeln und, gemäß den Grundgedanken des ‚SCHAALSEEGAARTENs‘ Gut Groß Zecher und der ‚GardenStage‘ Mölln, Musik den Menschen näher zu bringen.
Ausblick auf Veranstaltung DREI: Am Freitag, 18. September 2020, schwenkt die Stilrichtung wieder einmal um: Es spielen und singen die Musiker des jungen Berliner Trios ‚Zartwitz‘ (Saxofon, Jazz-Gitarre, Klavier) Standards des Jazz, des Pop und warten mit eigenen Kompositionen auf. Beginn der Veranstaltung ist 19 Uhr; wieder sind Eintritt frei und Spenden erbeten. Anmeldung per Email an kontakt@gutgrosszecher.de oder andreaskrohn@icloud.com