Herzogtum Lauenburg (pm). Besonders Frauen trifft die Corona-Krise hart. Neben finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit und hoher Verantwortung unter erschwerten Arbeitsbedingungen in den systemrelevanten Berufen zeigt sich beim Thema Kinderbetreuung auch ein Rückfall in alte Rollenmuster. Die coronabedingte Schließung von Kitas und Schulen ab Mitte März hat Eltern gezwungen ihre Kinder zuhause zu betreuen. Laut einer Studie der Hans-Boeckler-Stiftung haben in mehr als der Hälfte der Fälle (54 Prozent) die Frauen den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernommen. Während sich ein Drittel der Eltern diese Aufgabe teilten, gaben nur zwölf Prozent der Männer an, den Großteil der Kinderbetreuung zu übernehmen. Immerhin erhöhte sich der Anteil während der Pandemie von sechs auf zwölf Prozent.
Die zusätzliche anfallende Sorgearbeit zwang vor allem Frauen zur Verringerung ihrer Arbeitszeit. Etwa 27 Prozent der befragten Frauen aber nur zwölf Prozent der befragten Männer mussten ihre Arbeitszeit reduzieren, um Kinder bis zu vierzehn Jahren zuhause zu betreuen. Als Hauptgrund für diese Aufteilung gaben die Befragten an, dass die Frauen weniger Geld verdienen; rund 20 Prozent im Vergleich zu den Männern.
Angesichts dieser Zahlen warnen der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herzogtum Lauenburg vor einem Rückfall in alte Rollenmuster. Petra Oesterreich, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herzogtum Lauenburg: „Wir wollen keine Rückwärts-Rolle in der Frauenpolitik. Wir wollen nicht zurück in die 50er Jahre. Es muss alles daran gesetzt werden, den mühsam erkämpften gesellschaftlichen Fortschritt zu verteidigen. Die Last der Krise darf nicht alleine auf den Schultern der Frauen abgeladen werden. Programme und Maßnahmen der Bundesregierung müssen gerade jetzt die Verbesserung der Situation der Frau in unserer Gesellschaft im Blick haben.“
Neben der Sorgearbeit sind Frauen auch überdurchschnittlich häufig in den nun als systemrelevant erkannten Berufen beschäftigt. In den personenbezogenen Dienstleistungsberufen (u.a. Krankenhaus, Pflege) liegt der Frauenanteil im Herzogtum Lauenburg bei über 77 Prozent und bei den kaufmännischen und unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen (u.a. Einzelhandel) sind ebenfalls fast 70 Prozent der Beschäftigten weiblich (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: November 2019).
Simone Kroll-Schilke, Vertreterin des DGB-Kreisverbandes Lauenburg: „In der Krise hat sich gezeigt, welche Beschäftigten für unser Gemeinwesen unverzichtbar sind. Die Krankenschwester, die Kassiererin, die Reinigungskraft; sie sind die wahren Leistungsträgerinnen unserer Gesellschaft. Deshalb dürfen wir diese Beschäftigten jetzt nicht nur mit Beifall und warmen Worten abspeisen. Sie haben stattdessen endlich Tariflöhne verdient, die ihre gesellschaftliche Bedeutung widerspiegeln.“