Ratzeburg (pm). Mit einer musikalisch umrahmten Feierstunde im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses ist Volkshochschulleiter Holger Martens vergangene Woche nach 9 Jahren ehrenamtlicher Arbeit verabschiedet worden. Der stellvertretende Bürgervorsteher Andreas von Gropper würdigte im Namen der Stadtvertretung die außerordentliche Aufbauleistung, die mit der Amtszeit von Holger Martens und auch Geschäftsführerin Silvia Tessmer verbunden ist.
Die Übernahme erfolgte in einer für die Ratzeburger Volkshochschule schwierigen Zeit, gekennzeichnet durch einen schwindenden Dozentenstamm, sinkendes Kursangebot, fehlende eigene Räumlichkeiten und stetig fallende Teilnehmerzahlen. Ein Zuschussbetrieb für die Stadt. Das neue Team unter Leitung von Holger Martens änderte dies grundlegend. Schnell gelang ihnen die Entwicklung eine neuer Arbeitsstruktur auf Basis einer für die moderne Erwachsenenbildung ausgelegten Satzung. Parallel erfolgte die Runderneuerung des allgemeinen Auftritts, wie die Webseite und das Programmheft. Erste Erfolge zeigten sich schnell, im stetig wachsenden Kursangebot. Dozenten wurden wieder aufmerksam auf die Ratzeburger Bildungseinrichtung und auch die Teilnehmerzahlen der Kursbesucher stiegen schnell und deutlich an.
Im Ergebnis konnte schon nach wenigen Jahren eine kostendeckende Einnahmestruktur geschaffen werden. Dabei half der Ratzeburger Volkshochschule auch der Einzug in die Ernst-Barlach-Schule als nunmehr fester Standort mit eigenen Lehrräumen. Einen besonderen Wert legte Volkshochschulleiter Holger Martens während seiner Schaffenszeit aber auch auf die Entwicklung von neuen, niederschwelligen Bildungsformaten. Er etablierte neben den Kursangeboten die „Dienstags-Vorträge“, eine Reihe von inzwischen über 50 Veranstaltungen zu kulturellen Themen aus Kunst oder Musik über Naturwissenschaftliches und Anthropologisches bis hin zu geschichtlichen Schwerpunkten mit kulturhistorischen oder archäologischen Inhalten mit einem großen Publikumsstamm. Ebenso organisierte er zusammen mit dem Verein Miteinander leben e.V den Einstieg in die politische Bildung in Form von Seminaren und Vorträgen.
Ebenso sorgte Holger Martens für eine belebende Einbindung der Ratzeburger Volkshochschule in die Arbeitsstrukturen des Landesverbandes der Volkshochschulen und auch der Kreisvolkshochschule, die er zeitweise leitete. Der Erfolg dieses Engagements zeigte sich auch in der wiederholten Qualitäts-Zertifizierung durch den Landesverband der Volkshochschulen und deren Feststellung, dass die Ratzeburger Volkshochschule sich in den vergangenen Jahren zum größten Anbieter der Erwachsenbildung im Nordkreis entwickeln konnte.
Holger Martens dankte den würdigenden Worten, blickte selbst aber mit gemischter Bilanz auf sein Wirken zurück, wie auch auf nicht erreichte Ziele. „Es ist mir leider nicht gelungen, die Stadtvertretung davon zu überzeugen, die Ratzeburger Volkshochschule in eine hauptamtliche Bildungsinstitution fortentwickeln zu können. Das Potential dieser Einrichtung ist noch weitaus größer“, stellte Holger Martens fest. Als größte Herausforderung bezeichnete er den Einstieg in die strukturierte Sprachförderung für Geflüchtete ab 2014, die aus seiner Sicht mit weit über tausend Sprachschüler*innen und hunderten von Sprachabschlüssen einen wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit in Ratzeburg leisten konnte. Seinem Nachfolger Dr. Jobst Treiber, der aus den Händen von Bürgermeister Gunnar Koech seine Ernennungsurkunde erhielt, konnte Holger Martens neben den besten Wünschen auch schon erste Aufgaben skizzieren, wie die Digitalisierung der Volkshochschularbeit und die Entwicklung von Angeboten des digitalen Lernens. Einen besonderen Dank richtete der scheidende Volkshochschulleiter an seine Geschäftsführerin Silvia Tessmer, die ebenfalls ihre Ernennungsurkunde für drei weitere Amtsjahre erhielt. „Das unsere Ratzeburger Volkshochschule heute so gut dasteht, das all die anfallende Arbeit dort so zuverlässig und kompetent erledigt wird, ist vor allem auch ihr Verdienst“, so Holger Martens. Mit Dank blickte der Musikliebhaber aber auch auf die Darbietungen von Elvira Cardenas und Peter Seibert von der Kreismusikschule, die mit irischer Folklore den rückblickenden Gedankenfluss stimmungsvoll auflockerten.