Ratzeburg (pm). Preisträger haben auf unterschiedlichen Gebieten stets Herausragendes geleistet. Dass es manchmal sogar noch ein Stück darüber hinausgeht, erfuhren die Teilnehmer auf der Abitur-Feier der Lauenburgischen Gelehrtenschule, als der „Dr.-Fritz-Bahrs-Preis 2020“, dotiert mit 300 Euro, an die Ratzeburgerin Lina Hansen überreicht wurde.
„Sie erfüllt in bewundernswerter Weise nicht nur einige Kriterien der Ausschreibung“, lobte Andreas von Gropper, Vorsitzender des Vorstandes der Bürgerstiftung, „sondern eigentlich alle.“ Die Juroren der Lauenburgischen Gelehrtenschule, die die Wahlempfehlung ausgesprochen hatten, waren sich in ihrem Urteil schnell einig gewesen.
„Ihre Bereitschaft, mit großem Engagement Verantwortung zu übernehmen und dafür Freizeit zu investieren, hat uns überzeugt. Auch die notwendige Ausdauer, sich langfristig mit Aufgaben zu befassen. Die Fähigkeit zur vertrauensbildenden Kommunikation, zur Teamarbeit und zur Netzwerkbildung waren weitere Kriterien, die sie in bewundernswerter Weise erfüllt“, so Andreas von Gropper. Ihren über Jahre aktiven Einsatz für die Schülerschaft, zum Beispiel in der Rolle als Schülersprecherin, war nur ein Kriterium von mehreren.
Lina Hansen engagierte sich unter anderem bei Projekten wie „Jugend gegen Aids“, „Fridays for Future“ oder auch „Schule ohne Rassismus“ und zeigte über Jahre, zu welch außerordentlichem Engagement Schülerinnen und Schüler in der Lage sind. Für Oberstudiendirektor Thomas Engelbrecht und das Lehrerkollegium konnte es daher keine bessere Kandidatin geben. „Erst bei der Rede ahnte ich, dass ja ich gemeint sein könnte“, gestand Lina Hansen, die wie wohl die meisten ihrer Mitschüler bei dieser im Zeitalter von Corona wohl einmaligen Abiturfeier eine emotionale Achterbahnfahrt durchlebte.
Dr. Fritz Bahrs, vielfach ehrenamtlich engagierter Bürger und Namensgeber des Preises, hatte sich immer gewünscht, gesellschaftliches Engagement besonders bei jungen Menschen zu wecken. Er wäre sicherlich begeistert, wenn er die 18-jährige Lina Hansen persönlich kennengelernt hätte. Wo war für sie die Initialzündung für das herausragende Engagement im Ehrenamt? „Meine Entwicklung ist durch das Klassensprechertraining an der Gelehrtenschule entscheidend geprägt worden“, sagt Lina Hansen, „ich war damals dreizehn Jahre alt (oder doch 12?) und in der siebten Klasse. Durch die Schulungen hatte ich Kontakt zu älteren Schüler, die in ihrem Engagement teilweise Vorbilder waren.“
Aus der jungen Schülerin wurde mit den Jahren eine selbstbewusste junge Frau. Die auf der Abitur-Feier gleich mehrmals auf die Bühne gebeten wurde. Neben der Auszeichnung der Bürgerstiftung, gehörte sie mit ihrem Notendurchschnitt von 1,3 zu den besten fünf Abiturientinnen und Abiturienten und erhielt auch noch eine Auszeichnung durch die Deutsche Gesellschaft für Philosophie.
Das Fach Philosophie hat Spuren hinterlassen. Im logischen Denken, im Umgang mit Themen und in der Verfeinerung des Ausdrucks. Wer sich mit ihr unterhält, erlebt eine Gesprächspartnerin, die nicht munter drauflos plappert, sondern ihre Worte abwägt – und etwas zu sagen hat. Nicht so oft anzutreffen unter jungen Erwachsenen.
Und wie geht es weiter nach dem Abitur? „Ich würde gern in Bayreuth studieren“, sagt Lina Hansen, deren sympathisches Lachen gute Stimmung verbreitet. Medizin? „Nein. Philosophy and Economics. Was ich damit beruflich mache, lasse ich noch offen. Auf jeden Fall möchte ich mich für Menschen und für die Umwelt engagieren.“ Schlussworte, denen bald schon Taten folgen werden. Ganz sicher!