Quickborn (pm). SH-Netz-Urgestein Dieter Haack berichtet über die Entwicklung der Windkraft, die ihn sein halbes Leben lang begleitet hat: „Vor 30 Jahren hatten wir noch nicht mal 50 Windanlagen am Netz. Wenn mir damals jemand erzählt hätte, in 2020 haben wir mehr als 3.000 Windanlagen angeschlossen – ich hätte ihn für verrückt erklärt.“
Dieter Haack ist 56 Jahre alt und man merkt sofort: Er brennt für die Energiewende. Heute arbeitet er als Abteilungsleiter Betrieb Spezialnetze – nach wie vor bei SH Netz. Eine seiner Hauptaufgaben ist es, dafür zu sorgen, dass der Strom vom Windrad zur Steckdose kommt. Dafür baut er die Netze aus – und das schon sein halbes Leben lang.
In Norddeutschland hat sich die Windkraft aus einer anfänglichen Nische heraus zu einem der Hauptproduzenten von Strom entwickelt. 1989 lag die im Netzbereich der SH Netz installierte Windkraftleistung bei fünf Megawatt (MW), 30 Jahre später liegt sie bei 6.450 MW. Auch bei der Technik hat sich einiges geändert. Heute kann ein einziges Windrad eine Leistung von bis zu 2.900 KW haben. Vor 30 Jahren lag die Leistung bei 55 bis 165 KW. Zusammen mit Biomasse- und Solaranlagen haben Windanlagen am Netz von SH Netz damit rund 15,9 Milliarden Kilowattstunden Strom in 2019 produziert. Das reicht aus, um schon heute rechnerisch ganz Schleswig-Holstein mit Strom zu versorgen.
„Das hätte damals niemand für möglich gehalten“, so Haack. „Dennoch ist der Weg zu einer gelingenden Energiewende noch lang. Windanlagen und Solarparks konnten verhältnismäßig schnell errichtet werden. Stromtrassen, – insbesondere jene unserer vorgelagerten Höchstspannungs-Netzbetreiber – die teilweise durch ganz Deutschland führen, müssen mit Hunderten von Kommunen abgestimmt werden. Und auch die Speicherproblematik ist noch nicht gelöst.“
Deswegen ist es so wichtig, dass neben dem Netzausbau die Erneuerbaren Energien auch vermehrt vor Ort genutzt werden. So kann grüner Strom über Sektorenkopplung beispielsweise in Wasserstoff umgewandelt und in anderen Sektoren wie Mobilität und Wärme genutzt sowie im Gasnetz gespeichert werden. Dafür bedarf es aber der Weichenstellung seitens der Bundespolitik. Denn noch ist grüner Strom auf Grund verschiedenster Umlagen zu teuer. Die konsequente Umsetzung einer wirksamen CO2-Bepreisung mit einer gleichzeitigen Abschaffung des derzeitigen Dickichts aus Abgaben und Umlagen wären hier ein wichtiger Schritt.
„Neben den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen machen die Zahlen aber auch deutlich, dass wir in den vergangenen 30 Jahren schon eine ganze Menge erreicht haben. Wie heißt es so schön: Der Mensch neigt dazu, das was in einem Jahr möglich ist, zu überschätzen und was in 10 Jahren möglich ist, zu unterschätzen. Vor 30 Jahren hätte wohl kaum jemand eine Prognose gewagt, die das heutige Bild beschreibt. Das gibt Mut für das, was noch kommt. Wenn jetzt die richtigen Rahmenbedingungen gestellt werden – wer weiß – vielleicht sind wir dann in 30 Jahren schon viel weiter, als wir es heute für möglich halten“, sagt Haack mit einem optimistischen Lächeln.