Herzogtum Lauenburg (pm). Das neuartige Coronavirus (2019-nCoV) beunruhigt die Menschen weltweit, auch im Kreis Herzogtum Lauenburg. Inzwischen wurde ein erster Fall in Schleswig-Holstein bestätigt. Wie groß ist die Gefahr durch das neue Virus? Und wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Fragen beantwortet Dr. Wolfgang Mollowitz, Arzt und stellvertretender Fachbereichsleiter Behandlungsfehlermanagement bei der AOK NordWest.
Was sind Coronaviren?
Der neue Erreger gehört zum Stamm der Coronaviren. Diese Viren sind meist auf bestimmte Tiere wie Vögel oder Säugetiere spezialisiert, die sie als Wirt befallen. Die normalen Coronaviren des Menschen führen meist nur zu leichten Erkältungen. Coronaviren können aber auch zu sehr schwerwiegenden Erkrankungen führen, vor allem, wenn es ihnen beispielsweise gelingt, von Tieren auf den Menschen überzuspringen. 2002 bis 2003 hatte dies zur SARS-Epidemie geführt, die die Welt in Atem gehalten hat; 2012 kam die MERS-Epidemie im Nahen Osten. Mediziner vergleichen das neue Virus mit dem SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome)-Erreger.
Viele Eigenschaften des neuen Coronavirus sind noch unbekannt, ebenso die Quelle. Die WHO hat dem Virus, das bislang als „2019-nCoV“ bezeichnet wurde, nun aufgrund seiner Verwandtschaft zum SARS-Coronavirus den offiziellen Namen SARS-Corona-Virus 2 (SARS-CoV-2) gegeben. Die durch das Virus ausgelöste Erkrankung wird Covid-2019 (Coronavirus Disease 2019) genannt. Derzeit gehen Seuchenexperten und -expertinnen davon aus, dass sich die ersten Patienten im Dezember 2019 auf einem Markt in der chinesischen Stadt Wuhan angesteckt haben.
Wie werden Coronaviren übertragen?
Der neue Erreger wurde wohl zuerst zwischen Tier und Mensch übertragen. Aber inzwischen verbreitet er sich durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch, etwa durch Tröpfcheninfektion.
Kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?
Um eine Ausbreitung zu vermeiden und sich vor einer Ansteckung zu schützen, sollte auf eine gute Händehygiene geachtet werden. Das heißt, regelmäßig – etwa nach Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln – die Hände mit Seife waschen (mindestens 30 Sekunden einwirken lassen) oder desinfizieren. Husten und Niesen sollten in die Armbeuge erfolgen, damit der Erreger nicht über die Hand an Türgriffe oder ähnliches gelangt und sich so weiterverbreitet. Zu Erkrankten sollte zudem Abstand gehalten und allgemein aufs Händeschütteln verzichtet werden. Diese Maßnahmen sind angesichts der derzeitigen Grippewelle in Deutschland ohnehin generell angeraten.
Welche Symptome werden durch das Virus ausgelöst?
Infektionen mit Coronaviren können unterschiedlich verlaufen. Bei einem Teil der Patienten beginnt die Erkrankung mit Fieber, trockenem Husten, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen. Innerhalb von einer Woche kann dann eine zunehmende Atemnot infolge einer Lungenentzündung eintreten. Bei schwer erkrankten Patienten kann sich daraus ein akutes Atemnotsyndrom entwickeln, das eine mechanische Beatmung erfordert. Bei einem Teil der Infizierten zeigen sich aber auch nur leichte Erkältungssymptome wie Halsschmerzen. Vereinzelt kann es auch zu Durchfällen kommen. Die Inkubationszeit wird im Mittel auf fünf bis sechs Tage geschätzt, die kürzeste beobachtete Inkubationszeit betrug einen Tag, die längste vierzehn Tage.
Was soll ich tun, wenn ich glaube, dass ich mich angesteckt habe?
Besonders aufmerksam sollten aber Menschen sein, die in den besonders betroffenen Ländern und Regionen wie China oder auch Norditalien waren oder Kontakt mit Infizierten oder Erkrankten hatten. Diese sollten bei Verdacht sofort einen Arzt anrufen. Die Kontaktaufnahme sollte zunächst telefonisch erfolgen, damit durch geeignete Schutzmaßnahmen eine Weiterverbreitung des Virus verhindert werden kann. Bei Anzeichen einer Coronavirus-Infektion werden Patienten umgehend im Krankenhaus isoliert. Es gibt mittlerweile einen Test, mit dem festgestellt werden kann, ob eine Infektion mit 2019-nCoV vorliegt. Die Ärztin oder der Arzt, der bei einem Patienten den Verdacht auf eine Erkrankung mit dem Coronavirus stellt, aber auch das Labor, das das Virus bei einem Menschen nachweist, muss dies unverzüglich dem Gesundheitsamt melden. Bei nachgewiesener Infektion werden die Patienten und Patientinnen isoliert und auch das Behandlungspersonal unterliegt strengen Hygienerichtlinien mit Schutzkleidung, Handschuhen und Atemmaske. So soll eine Weiterverbreitung der Erkrankung verhindert werden.
Wie wird behandelt?
Eine spezifische Therapie gibt es für das Coronavirus derzeit noch nicht. Der Körper muss die Viren also selbst bekämpfen. Dabei können Erkrankte unterstützt werden. Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit fiebersenkenden Mitteln, einer medikamentösen Therapie eventueller bakterieller Zusatzinfektionen der Atemwege bis hin zur Beatmung und vorübergehenden extrakorporalen Oxygenierung bei schwerem Atemnotsyndrom. An einem Impfstoff zur Vorbeugung wird noch gearbeitet.
Was ist bei Reisen zu beachten?
Auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de) gibt es aktuelle Gesundheitsempfehlungen für Auslandsreisen. Von Reisen in die chinesische Provinz Hubei und seine Provinzhauptstadt Wuhan wird bis auf weiteres abgeraten. Auch für mehrere Orte in der Lombardei und Venetien wurde durch die lokalen Behörden ein Ein- und Ausreiseverbot verhängt.
Weitere Informationen im Web:
Auf den Seiten des Robert Koch-Instituts unter: www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > Coronavirus-Infektionen > Neuartiges Coronavirus (2019-nCoV)