Ratzeburg (pm). Nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch im städtischen Umfeld entwickeln sich immer wieder Biotope, teilweise geplant, zuweilen aber auch völlig überraschend. Dies ist auch im Ratzeburger Stadtgebiet an verschiedenen Stellen ersichtlich, wo sich die Natur, oftmals unbemerkt und in besonderer Weise in Richtung einer beeindruckenden Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen entwickeln.
Dies geschieht sehr häufig in der Nähe in der Wasser, wie beispielsweise am „Alten Postweg“. Dort sind im Zuge unterschiedlicher Baumaßnahmen vor vielen Jahren ein Entwässerungsteich sowie ein Regenrückhaltebecken entstanden, dies und jenseits dieses historischen Verbindungsweges am Stadtrand. Diese Anlagen blieben in der Natur nicht unbemerkt und wurden Schritt für Schritt besiedelt, zunächst von unterschiedlichen Pflanzenarten, schließlich auch von tierischen Bewohnern, wie Insekten und Kröten.
Letztere haben diese Gewässer als ideale Lebensräume angenommen und sich dort dauerhaft niedergelassen, offensichtlich sogar geschlechterspezifisch. So scheinen im Regenrückhaltebecken überwiegend Weibchen zu siedeln, während die Männchen überwiegend den Teich bevorzugen. Ersichtlich wird dies jedes Frühjahr, wenn eine Krötenwanderung über den „Alten Postweg“ einsetzt, mit leider häufig fatalen Folgen für diese wertvollen und geschützten Tiere. Sie kommen oft unter die Räder von vorbeifahrenden Autos und verenden auf dem Weg zum nur wenige 100 Meter entfernten Regenrückhaltebecken.
Diese Situation ist Anwohnern mit einem Sinn für Naturschutz aufgefallen und sie haben die Stadtverwaltung um Lösungswege ersucht, um solch ein unnötiges Sterben in diesem Zeitraum zu verhindern. Diese reagierte zunächst mit der Aufstellung von Warnhinweisen an der betroffenen Stelle, ohne damit aber einen nachhaltig schützenden Effekt erzielen zu können. Nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde daher jetzt der Beschluss gefasst, den Schutz der Kröten in der zeitlich gut einzugrenzenden Wanderperiode von Mitte Februar bis Mitte April aktiv zu betreiben.
Eine Schrankenanlage soll zukünftig den Wanderweg dieser Tiere schützen und den „Alten Postweg“ in der Zeit von 19 bis 7 Uhr für den Durchgangsverkehr sperren. „Uns ist sehr bewusst, dass wir mit dieser abgestimmten Lösung in den Verkehr eingreifen. Da es sich aber um eine nachranginge, wenig ausgebaute Nebenstrecke handelt, die ohne weiteres von allen Verkehrsteilnehmern auf den üblichen Wegstrecken vermieden werden kann, halten wir einen solchen Eingriff zum Schutz von bedrohten Tierarten für zumutbar und auch angezeigt“,
erläutert Heinrich Meyer vom städtischen Grünamt die jetzt umzusetzende Lösung. In den kommenden Wochen wird die Schrankenanlage vom städtischen Bauhof installiert. und während der Wanderzeit regelmäßig bedient. Dies ist ein aktiver Beitrag der Stadt Ratzeburg zur Erhaltung der Artenvielfalt auch in der Stadt.