Nusse (aa). Die Gemeinde Nusse lud am gestrigen Freitag (10. Januar) zum bereits siebten Mal zum Neujahrsempfang. Mit erneut weit über 100 Gästen erfreut sich diese Veranstaltung am Jahresbeginn stets über eine rege Teilnahme. Mit Gästen aus Politik und Verwaltung, aus Landes- und Kreis- und Amtsebene, Nachbargemeinden, -städten und -ämtern, war es wie immer weit mehr eine gemeindeeigene Veranstaltung. Sogar einige Ritzerauer hatten sich unter die Anwesenden gemischt.
„Ich freue mich auch sehr, dass der Neujahrsempfang der Gemeinde Nusse am zweiten Freitag im neuen Jahr für einige fest im Kalender steht, so dass wir auch heute wieder viel Prominenz begrüßen dürfen“, erklärte Bürgermeister Lars Wunsch. Doch bevor dieser traditionell das vergangene Jahr Revue passieren ließ und einen Blick auf die kommenden zwölf Monate richtete, hatten besagte Gäste die Gelegenheit das Wort zu ergreifen.
So bedankte sich zunächst der Nusser Landtagsabgeordnete Christopher Vogt (FDP) für die „konstruktive Zusammenarbeit“ mit der Gemeindevertretung. Zudem sprach er einen Dank an den CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Brackmann aus, der sich für Fördergelder für nun anstehende Baumaßnahmen an der Nusse Grundschule eingesetzt hatte (Herzogtum direkt berichtete).
„Ich bleibe ein Fan der Gemeinde Nusse“, outete sich Kreispräsident Meinhard Füllner erneut. Die Teilnehmerzahl des Neujahrsempfang zeuge von Gemeinsinn und sei Ausdruck einer guten Dorfgemeinschaft. Weiter lobte er Bürgermeister Lars Wunsch, der verbindend über alle Parteigrenzen und Bereiche wirke.
Schließlich war das Wort an besagten Ritzerauern, genauer gesagt an dessen Bürgermeister Gerd Holz. Für Außenstehende ist es hierbei wichtig zu erwähnen, dass Nusser und Ritzerauer einen ähnlichen Spaß an gegenseitigen Neckereien haben, wie Möllner und Ratzeburger. Holz griff aus, dass seit kurzem mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Agnes Wolny nun ausgerechnet eine Ritzerauer Einwohnerin im Nusser Ärztehaus praktiziert. Er gäbe sie aber „großzügigerweise“ frei. Als Geschenk gab es einen großen Karton mit Papierbezügen für die Behandlungsliege für Dr. Wolny und ein kleines Geschenk mit etwas Süßem und nicht Saurem für Bürgermeister Wunsch.
Die Nusser revanchierten sich prompt. So habe Bürgermeister Holz mal behauptet, dass die Buchstaben „RZ“ seinen KFZ-Kennzeichens für Ritzerau stünden. So erhielt er von seinen Nachbarn nun ein extra gefertigtes Kennzeichen mit den Buchstaben NU-RZ. Wobei „NU“ für Nusse stehe.
„Das vergangene Jahr ging gleich mit einem sehr großem Thema los: dem Feuerwehrbedarfs‐
plan“, begann dann Lars Wunsch seine Neujahrsrede. Anfang 2019 wurde der Beschluss gefasst, ein neues Löschgruppenfahrzeug LF10 anzuschaffen. Wunsch weiter: „Wer jetzt
glaubt, dass mit dem Beschluss die Arbeit getan ist, der irrt leider gewaltig. Die Auflagen und
Vorschriften sind enorm und strapazieren das ehrenamtliche Engagement erheblich.“ Er appellierte an die Politik, die Verfahren hier für die Gemeinden künftig zu vereinfachen.
„Mölln ist leider zu nah an Nusse“, gab Wunsch die Antwort und einzigen Grund von Innenminister Grote wieder, weshalb Nusse kein offizieller Zentralort werden könne und daher auch nicht entsprechende Fördergelder anzapfen kann. „Wir werden zwar weiterhin dafür kämpfen, dass wir für die Funktionen, die wir wahrnehmen auch die finanzielle Ausstattung bekommen, aber bis dahin bleiben wir erst einmal der ‚Zentralort der Herzen'“, sagt Lars Wunsch. Auf den augenzwinkernden Zuruf von Christopher Vogt, doch einfach Ritzerau ‚einzugemeinden‘ und so weiter von Mölln wegzurücken, ging der Bürgermeister nicht weiter ein.
Der Endausbau des Neubaugebietes „Auf den langen Stücken“ und der Erweiterung des Gewerbegebietes sei in 2019 eine positive Entwicklung gewesen, berichtete Wunsch weiter. Die Nachfrage nach Baugrund in Nusse sei sogar so groß, dass er eine Warteliste für ein Baugebiet hätte, dass es noch gar nicht gebe.
„Ein mir sehr wichtiges Projekt, welches letztes Jahr gestartet ist, ist das Amtsentwicklungs‐
konzept, bei dem es vor allem darum geht, wie sich aufgrund der ändernden Altersstruktur
auch die Bedürfnisse der Menschen in unseren Gemeinden verändern. Direkt sichtbar wird das zum Beispiel an der veränderten Nachfrage nach kleineren barrierefreien Wohnungen, nach einem verlässlichen ÖPNV, nach Schul‐ und KiTa‐Plätzen, nach medizinischer Versorgung und nach erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten vor Ort. Hierfür soll für die Zukunft ein gemeindeübergreifendes amtsweites Entwicklungskonzept entstehen und ich lade sie alle herzlich ein sich dort einzubringen und gegebenenfalls auch Ihre Institutionen bei den jeweiligen Arbeitsgruppen zu vertreten“, rief Wunsch auf.
„Auch im letzten Jahr haben unsere Ausschüsse wirklich wieder fantastische Arbeit geleistet,
vieles davon bleibt naturgemäß ein wenig verborgen, allerdings hat inzwischen das Pensum
bei dem ein oder anderen auch wirklich das Limit des ehrenamtlichen Engagements erreicht.
Von daher möchte ich mich an dieser Stelle im besonderen Maße bei meinen Kollegen und
Kolleginnen aus der Gemeindevertretung und den Ausschüssen für ihr Engagement
bedanken und gleichzeitig bitten, dass jeder nur so viel macht, wie er oder sie es neben dem
Beruf und der Familie schafft und nicht darüber hinaus“, so der Bürgermeister weiter.
Ausblick 2020
Der Haushaltsplan für das Jahr 2020 sei laut Wunsch sehr solide aufgestellt. „Wir werden zwar von allen Seiten für die mutige Entscheidung das Ärztehaus zu kaufen beglückwünscht – aber selbstverständlich belastet dies unseren Haushalt schon. Und trotz aller Ermahnungen der Politik, dass man etwas gegen das Aussterben der ländlichen Medizin machen muss, haben wir leider bisher noch keinerlei Unterstützung erfahren. Wir werden selbstverständlich da weiter dranbleiben und alle politischen Fäden ziehen“, erklärte Lars Wunsch.
Ein Thema, was die Gemeindevertretung in 2020 beschäftigen werde, sei das der sogenannten Kooperationsräume. Hierbei gehe es um den Kooperationsraum „Mölln, Amt Breitenfelde und Nusse“. Wunsch: „Dies hat nichts mit einer Ämterfusion zu tun, sondern dass man sich regional gegenseitig unterstützt und stärkt. Die Stadt Mölln hat das Problem, dass sie sich wohnbaulich und auch gewerbemäßig nicht weiter entwickeln kann und nun nach Kooperationspartnern sucht.“ Aber auch andere Themen wie zum Beispiel Mobilität, ÖPNV, Pflege und vieles mehr würden dort besprochen.
Weiter werde Nusse am 6. und 7. Juni 2020 seine vierte Gewerbeschau durchführen. „Ich persönlich würde mir aber wünschen, wenn sich noch mehr auch Kleinbetriebe aus unserer Region (Amt Sandesneben‐Nusse und der Stecknitz‐Region) sich und ihr Angebot dort vorstellen“, rief der Bürgermeister die regionalen Unternehmen zum Mitmachen auf.