Mölln (aa). Die erste Möllner Kulturnacht unter Federführung von Kathrin Thomann (Tourismus- und Stadtmarketing Mölln) traf den offensichtlich den Nerv des zahlreich durch die Möllner Altstadt flanierenden Publikums. An zahlreichen Orten wurden kleine kulturelle Häppchen serviert. Orten, an denen das sonst nicht zu erwarten ist. Die einzelnen Programmpunkte hatten eine Dauer von etwa 15 bis 30 Minuten und wiederholten sich in einem regelmäßigen Turnus, damit die Besucher im Idealfall nicht verpassen mussten.
Es war am Mittwochabend in Innenstadt Möllns ein bißchen wie bei einem Kalt-Warmen-Büfetts. An den unterschiedlichen Stationen der Möllner Kulturnachtpremiere dürfte für fast jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein. Das gab auch Thomas Biller den Besuchern seines zweiten Showblocks mit auf den Weg: „Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Und falls nicht, finden Sie heute Abend bestimmt etwas, dass Ihnen gefällt.“ Biller, in der Region in erster Linie bekannt durch seine Fotoausstellungen oder als Lokaljournalist, überraschte mit seinem Programm „ThoBi In Camera“ als Musiker und mit augenzwinkernden bis nachdenklichen selbstverfassten Kurzgeschichten. War die Zahl des Publikums während seines ersten Auftritts im Salzprahm des Möllner Museums um 18 Uhr noch überschaubar, sammeln sich beim zweiten Mal schon rund 40 Zuhörer um den Mann in der Bootsattrappe.
Ähnlich sieht es ein Stockwerk tiefer aus. Im Ratkeller gibt ‚Don Larso‘ (zeitversetzt zu „ThoBi In Camera“) mit seiner Gitarre und Gesang vor „ausverkauften“ Reihen ein Kurzkonzert nach dem anderen. Ganz oben im Haus sollte eigentlich Till Eulenspiegel eine Lesung halten. Doch leider war er an diesem Abend erkrankt. Wahrscheinlich mal wieder die Pest? Schnell ins Heilig-Geist-Hospital. Doch auch hier keine Spur des Möllner Narren. Stattdessen stellt hier Günter Klose das mittelalterliche wie ungewöhnliche Instrument, die Nyckelharpa vor.
Wirkten die ersten Orte noch „normal“ als Ort einer Vorstellung, wird es in der Hauptstraße schon ungewöhnlicher. Im Herrenausstatter „Trend Men“ liest der psychologische Berater Arne Salig aus seinem Buch „Hochsensibel lieben“ und beschreibt auf charmante und humorvolle Weise den Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe, die verschiedenen Motivationen bei der Partnersuche und über bedingungslose Liebe. Auch ein paar Schaufenster weiter, in einem Schuhladen, wird das interessierte Publikum mit auf eine literarische Reise genommen.
Während es an anderen Orten wie der Kirche oder im ehemaligen Copyshop in der Mühlenstraße wieder musikalisch wurde, konnte man an anderen Stellen wie beim KunstWerk Mölln auch inne halte und einfach nur Werke wie Bilder, Plastiken und Objekte betrachten und auf sich wirken lassen.
Unterwegs noch die Sambatruppe des Marion-Dönhoff-Gymnasiums erlebt, wurde es zum Abschluss noch einmal leicht skurril. Der Zielort war das Warenlager vom MC Modecentrum. Quasi über eine Hintertür betrat man das Gebäude eines wirklich sehr vollen Raumes (mit Menschen, nicht mit Waren). Doch gab es hier keinen Lagerverkauf oder ähnliches. Im Kontrast zur kühlen, schlichten Parkhausatmosphäre spielten die Eulenspiegelaien einen mitteralterlichen Schwank von Hans Sachs.
Zugegeben, mit dem Konzept der Möllner Kulturnacht, unterschiedliche Kunst und Künstler an teils ungewöhnlichen Orten zu präsentieren, wurde das Rad sicher nicht neu erfunden. Aber es ist ein verdammt gutes Konzept, das gleich beim ersten Mal auch in der Eulenspiegelstadt zündete. So trieb es selbst an einem feucht-kühlen Oktobertag die Menschen in Scharren in und durch die Altstadt. Ein kurzweiliger Abend, der nach einer Wiederholung schreit.