Mölln (pm). Die Aula des BZZ Mölln ist mit rund 200 Besuchern gut gefüllt, als Ahmad Mansour das Berufsbildungszentrum betritt, um an diesem Abend über seine Arbeit als Experte für Extremismusprävention und sein aktuelles Buch zu berichten. Mansour (Jg.1976), Mitbegründer und Geschäftsführer des Mansour-Instituts für Demokratieförderung und Extremismusprävention geht der Frage nach, wie Integration nachhaltig gelingen kann und welche Anstrengungen unsere Gesellschaft unternehmen muss, um Neuankommende erfolgreich zu integrieren.
Zunächst zeichnet Mansour in seinem Vortrag das Bild eines Nicht-Integrierten, der unzufrieden ist, der in seiner wortwörtlichen Sprachlosigkeit Hilfe dort sucht und findet, wo die eigenen Leute sind. Wer emotional nicht ankomme, der empfinde irgendwann Wut auf die neue Gesellschaft und beginne diese zu verachten, so Mansour.
„Erst wenn ich sonntags Tatort schaue und spazieren gehe, bin ich angekommen und integriert“, zitiert Ahmad Mansour seine Großmutter und erntet zustimmendes Schmunzeln. Integration ist aber mehr. Integration ist zunächst einmal eine Bringschuld der Zugewanderten, ist die Bereitschaft sich zu integrieren und die Gesellschaft als Chance für sich und die eigene Familie zu begreifen. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, dass dies gleichzeitig Identitätsverlust bedeute. So verliere der Vater syrischer Herkunft seine Identität, weil seine Kinder sich integrierten, nicht mehr arabisch sprechen würden, andere Einstellungen kennenlernten und beispielsweise nicht mehr beteten. Gerade aber die Anerkennung der demokratischen Struktur und der Rechtstaatlichkeit, die Kenntnis der Rechte und Pflichten seien erforderlich, bei aller Diversität, die Zuwanderung mit sich bringe. Daran anknüpfend plädiert Mansour für das Aushalten anderer Meinungen und nennt Streit und Debatte zentrale Merkmale der Demokratie. Die Schulen seien ein Ort, an dem Streit und Debatte wieder gelernt werden müsse.
Integration sei ein langwieriger Prozess, in dem Menschen auch langfristig begleitet werden müssten, in dem Menschen Hilfe auch in elementaren Fragen bekommen sollten. Erst durch sachlich geführte Debatten und die Akzeptanz unterschiedlicher Haltungen könne Integration gelingen, denn nur ein mündiger Mensch, ein mündiger Bürger sei immun gegen Radikalisierung.