Ratzeburg (aa). Am vergangenen Freitag (20. September) fand der dritte globale Klimastreik von „Fridays for Future“ statt. Rund um den Globus waren etwa 1,4 Millionen Menschen bei den Protesten dabei, deutschlandweit gingen Hunderttausende auf die Straße. Während unter anderem in Hamburg und Lübeck gestreikt wurde, feierten die Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule den Abschluss einer sehr konstruktiven Projekt zum Thema „Nachhaltigkeit“.
„Dass der Abschluss unserer Projektwoche nun am gleichen Tag wie die ‚Fridays for Future‘-Demos ist, ist Zufall“, erklärt Schulleiter Thomas Engelbrecht. So hätten die Planungen einen langen Vorlauf gehabt und der Termin stand entsprechend lange vor dem Bekanntwerden des Termins zum dritten globalen Klimastreik fest. „Wir hatten einen Termin gesucht, wo die ganze Schule Zeit hat“, ergänzt Lehrer Christian Reisser, „Wir hatten auch eine Abschlussdemo erwogen.“ Das wäre aber nicht auch noch zu leisten gewesen. Die Projektwoche wurde schon Schülern, Lehrern und Eltern gemeinsam und viel Einsatz auf die Beine gestellt.
Statt einer Demo gab es am Freitag in der Schule einen „Markt der Möglichkeiten“ zu sehen. Die zahlreichen Projekte waren jeweils altersgerecht ausgelegt und behandelten Themenbereiche „Energie“, „Klima“, sowie soziale und politische Bildung. So erkundeten zum Beispiel Fünftklässler den Kosmos des benachbarten Fuchswaldes, in Kochkursen wurden Fair Trade eingekauft und die Hintergründe von Fair Trade behandelt. Es wurden Insektenhotels gebaut, eine Kleidertauschbörse organisiert sowie ein World-Café, in dem die Schüler mit Vertretern verschiedener Umwelt-Verbände ins Gespräch kommen konnten. Ein Drittel dieser und vieler weiterer Projektideen kam aus der Schülerschaft selbst.
Neben der allgemeinen Projektwoche, die über drei Tage ging, waren eine Klasse des neunten und eine des zehnten Jahrgangs. Sie entwickelten über fünf Tage eigene Projektideen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vernetztes Denken Bredeneek (IfVD), die im Rahmen einer Präsentation auf der Bühne der Aula zahlreichen Publikum aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung vorgestellt wurde. „Ich bin unheimlich stolz, dass wir uns an unserer Schule in dieser Intensität mit diesem Thema einandersetzen. Ich wünsche mir, dass das Thema nachhaltig weiter in unseren Köpfen präsent bleibt“, leitete Engelbrecht die Vorführung ein.
„Wir können unseren Jugendlichen viel mehr zutrauen, als wir es tun. Die Jugend ist eine Macht und kann viel umsetzen. Aber wir brauchen alle für die Umsetzung“, erklärte Projektleiter Hans-Werner Hansen vom IfVD, bevor er das Mikro an die Schüler übergab. Neun Projektgruppen stellten im Folgenden ihre Ergebnisse vor. Die Ideen reichten von nachhaltigen Schulwegen mit einem verbesserten ÖPNV und einem besseren Radwegenetz in Ratzeburg, über nachhaltige Ernährung. Hier soll unter anderem künftig ein Bestellsystem in der LG-Mensa die Planung der Menge ans Lebensmitteln steuern. Bis hin zu Abfallvermeidung und Fassadenbegrünung in und an der Schule. Die einzelnen Vorschläge waren dabei größtenteils schon sehr detailreich und auf ihre finanzielle Machbarkeit geprüft. Zahlreiche Ideen bräuchten Sponsoren und Anschubfinanzierungen, es gab aber auch Gegenfinanzierungen durch Einsparungen an anderer Stelle. So sieht ein Plan vor durch Abfallvemeidung und Mülltrennung künftig einen Restmüllcontainer an der Schule einzusparen. Die dadurch jährlich vermiedenen Kosten in vierstelliger Höhe könnten genutzt werden, um dann die jährlich neuen fünften Klassen mit Metallflaschen auszustatten. Damit soll der Einsatz von Plastikflaschen reduziert werden.
Zum Abschluss stellten die Schüler noch die Frage an die anwesende Lokalprominenz, wie diese zu den Projektideen stehen. „Ich fand das eben sehr eindrucksvoll. Vieles ist schon in der Diskussion, aber wir können auf Einzelprojekte gerne eingehen“, antwortete Kreispräsident Meinhard Füllner, der die Schüler zu Diskussionen mit den jeweiligen Fachbereichsleitern der Kreisverwaltung einlud.
Dennis Kissel, Geschäftsführer der AWSH Abfallwirtschaft Südholstein GmbH, gab zu bedenken, dass viele gute Ideen eine Verhaltensänderung der Menschen beinhalten. Aber das fiele uns total schwer. Aber auch Kissel ermutigte die Schüler ihre Ideen und Forderungen weiter zuverfolgen. „Nervt uns!“, so sein Appell an die Jugend. Ein Vertreter der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein stellte rund 5.000 Euro zur Projektförderung in Aussicht, ebenso so lud ein Vertreter der Kreissparkasse die Schüler ein, sich zum Thema Förderung bei der Bank zu melden. „Was ich heute gehört habe, sind gute und förderfähige Ansätze“, betonte zudem Jürgen Wittekind, von der AktivRegion Nord.
So bleibt es spannend und abzuwarten, wieviel Energie die Schüler aus dieser Projektwoche mitnehmen, ob die Umsetzung einiger Ideen tatsächlich gelingt und wie offen die Türen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung dabei tatsächlich sein werden.