Ratzeburg (pm). Die SPD-Arbeitsgemeinschaft AG 60+ hatte eingeladen, gekommen waren aber auch viele Nicht-SPD-Mitglieder. Die erste Botschaft von der Landtagsabgeordneten und Kriminalbeamtin Kathrin Wagner-Bockey war, dass der sogenannte Enkeltrick in den Bereich der organisierten Kriminalität falle. Die Täter am Telefon seien gut geschult und deshalb müsse sich niemand schämen, wenn er auf die Überredungskünste der Täter hereinfalle.
Beim Enkeltrick rufen die Täter ihr Opfer an und täuschen durch geschickte Gesprächsführung eine Verwandtschaft mit dem Opfer vor. Es wird eine Notlage erfunden, um das Opfer dazu zu bewegen, Geld von der Bank abzuholen oder Schmuck auszuhändigen. Der Anrufer oder die Anruferin meldet sich dann noch einmal und erzählt, dass er selbst das Geld nicht holen könne, aber eine „vertrauenswürdige Person“ schicken würde. Auf diese oder ähnliche Weise wurden von Januar bis Juli 2019 in der PD Ratzeburg 90 Anrufe getätigt, in fünf Fällen waren die Täter erfolgreich und erbeuteten zusammen 113.000 Euro.
Lassen Sie sich nicht auf Ratespiele ein, wenn der Anrufer seinen Namen nicht nennt und erfragen Sie am besten Dinge, die nur echte Verwandte wissen können. -Überlegen Sie sich eine solche Frage schon mal im Vorwege, damit Sie im Falle eines Falles nicht lange überlegen müssen! Das hilft im Moment der Aufregung. Wichtig ist auch, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und sich bei Geldwünschen immer mit Angehörigen zu beraten. Wenn Ihnen ein Anruf seltsam vorkommt, rufen Sie die Polizei unter 110. Wenn Sie sich bereits auf dem Weg zur Bank gemacht haben, um Geld abzuheben, können Sie auch dort Hilfe erfragen. Die Bankmitarbeiter sind mittlerweile gut geschult und oft von sich aus schon aufmerksam. Überreichen Sie ihr Geld oder Ihren Schmuck niemals an Fremde! –„Das sind die wichtigsten Tipps in Kürze!“, erklärt Kathrin Wagner-Bockey und setzt fort: „Als Polizistin weiß ich, wie sehr die Opfer darunter leiden, etwas sehr Irrationales gemacht zu haben. Niemand brüstet sich damit, das gesamte Ersparte oder den Familienschmuck an eine unbekannte Person übergeben zu haben. Vorwürfe von Freunden oder der Verwandtschaft verschlimmern die Situation nur. Vielfach ist die Folge eine weitere Vereinsamung und die Lebensqualität der Betroffenen leidet sehr nach einem derartigen Vorfall. Ich möchte alle Betroffenen ermutigen, in jedem Fall zur Polizei zu gehen. Das hilft bei den Ermittlungen und im Falle der Überführung der Täter kann nur dann der Schmuck oder andere Wertgegenstände zugeordnet und zurückgegeben werden.“
Auch die Anrufe von falschen Polizisten kommen massenweise vor. In der PD Ratzeburg gab es in diesem Jahr bis Juli 123 Taten, vier davon führten zum Erfolg. Die Schadenssumme lag bei 120.000 Euro. Fakt ist: Kein Polizist fordert die Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen, um diese sicher zu verwahren! Deshalb sollte sich niemand auf Diskussionen einlassen. –Weder am Telefon, noch an der Haustür. Wichtig ist immer der sofortige Anruf bei der Polizei. Die Polizei informiert auch regelmäßig zu diesen Themenbereichen, an den Polizeidienststellen bekommt man Flyer mit Verhaltenstipps zu diesen Themenbereichen und auch persönliche Beratung.
„Ich wünsche mir sehr, dass insbesondere die Generation 50+, deren Eltern jetzt älter und hilfsbedürftiger werden, mit ihren Eltern über diese kriminellen Erscheinungsformen sprechen. Wenn man das in einer ruhigen Minute ohne Stress und konkreten Anlass macht, kann das im Ernstfall helfen. Älteren Menschen geht oft das Misstrauen gegenüber Fremden verloren. Gute Gespräche ohne Vorwurfshaltungen sind hier wichtig. Der Nachmittag bei der AWO hat mir gezeigt, dass einige der Anwesenden schon Erfahrungen mit Enkeltricktelefonaten und falschen Polizisten hatten. Der Austausch dazu war rege und konstruktiv. Alle Beteiligten sind (selbst)sicherer nach Hause gegangen!“