Mölln (aa). An diesem Freitag (6. September 2019) ging eine Ära zuende. Die CDU Herzogtum Lauenburg hatte zum Kreisparteitag eingeladen. Ein zentraler Punkt auf der Tagesordnung war die Neuwahl eines Parteivorsitzenden. Wie zuvor angekündigt, trat Klaus Schlie nicht zur Wiederwahl an. Damit sollte zum ersten Mal seit 20 Jahren ein neuer Name die Zügel der Partei fortan in die Hand nehmen. Zur Wahl standen Thomas Peters und Rasmus Vöge an, die in den letzten Wochen durch die Gemeinden zogen, um sich und ihre Ziele für die Partei vorzustellen.
Wer würde das Rennen machen an diesem Abend machen, Vöge oder Peters? Das war die spannende Frage, die für viele Außenstehende und sicher auch zahlreiche Christdemokraten im Vorfeld nur schwer zu beantworten war.
Bevor es zur Neuwahl eines Vorsitzenden kam, ergriff noch einmal Klaus Schlie das Wort. Er lobte den „fantastischen Übergang“ als er vor 20 Jahren den Vorsitz von Meinhard Füllner übernahm. Neunmal wurde er wiedergewählt, insgesamt zehnmal sprachen ihm die Mitglieder das Vertrauen aus. „Das ist etwas, was nicht selbstverständlich ist und worauf ich sehr stolz bin“, sagte Schlie, „Der Ursprung unserer Familie CDU sind die Mitglieder.“ Er dankte den Mitarbeiter der Kreisgeschäftsstelle als „Herz des Kreisverbands“ und zeichnete die positive Entwicklung des inzwischen 1.150 Mitglieder zählenden Kreisverbands in den letzten 20 Jahren. „20 Jahre Parteivorsitz bedeutete aber auch Einfluss zu nehmen auf die Landespolitik“, sprach Klaus Schlie Gesetze und Vorhaben an, denen er auf Landesebene seinen Stempel ausdrücken konnte. Er dankte auch hier für die Rückendeckung aus der Partei. Er erinnerte aber auch daran, maßgeblich daran beteiligt gewesen zu sein, ohne Mitgliederbefragung mit Daniel Günther fünf Monate vor der Wahl den Spitzenkandidaten ausgetauscht zu haben. „Heute haben wir einen der besten Ministerpräsidenten in ganz Deutschland. Das nehme ich gerne auf meine Kappe, wenn es heißt, meine Führung wäre zu stark gewesen“, so Schlie weiter. „Danke, dass ich über 20 Jahre das überwältigende Vertrauen der Partei hatte. Es war mir eine Ehre 20 Jahre als Vorsitzender gedient zu haben. Vielen Dank“, sprach Schlie abschließend, bevor er begleitet von stehendem Applaus der Parteimitglieder das Podium verließ.
„Dieser Parteitag ist eine Zäsur in der Personalfrage“, erklärte eingangs Meinhard Füllner, der in das Präsidium gewählt wurde und für die nächsten Stunden die Sitzung leitete. Er bat zudem um einen konstruktiven Parteitag mit positiven Wortbeiträgen. Füllner: „Das erfordert eine bewusste Tagungsdisziplin. „Ich habe Verständnis, dass Viele auch andere Fragen haben. Ich bitte aber eindringlich zu überlegen, ob das hier heute der richtige Ort ist.“ Dem Gefallen tat ihm Markus Matthießen nicht, der sich dann unter Tagesordnungspunkt acht, Ausspachen, zu Wort meldete. „Es gehört dazu, dass Sachen ausgesprochen werden. Was sich im Vorfeld hinter den Kulissen abgespielt hat, gehört nicht zum Stil unserer Partei“, monierte Matthießen. Er deutete an, dass in den letzten Wochen bezüglich der Nachfolge des Parteichefs Hinterzimmergespräch stattgefunden hätten und auch versucht worden wäre, einen der Kandidaten in ein schlechtes Licht zu rücken. „Werbung in eigener Sache ist völlig legitim, aber bitte immer positiv. Wettbewerb ist gut. Dass es auch positiv geht, haben die Junge Union und auch einige Ortvereine gezeigt. Jeder konnte sich dort bei einer Vorstellungsrunde eine eigene Meinung bilden.“ Weitere Wortmeldungen gab es nicht.
Rund zehn Minuten Redezeit erhielten Dr. Thomas Peters und Rasmus Vöge, um noch ein letztes Mal vor dem Wahlgang die Mitglieder von sich zu überzeugen. Zunächst war das Wort an Peters, der in einer leidenschaftlichen und Energie geladenen Rede die 313 anwesenden Mitglieder seiner Partei einlud seinem Motto „Gemeinsam neu denken“ zu folgen. Vieles Punkte seiner Agenda waren auch bereits in den Vorstellungsrunden der letzten Wochen zu hören. „Was wir brauchen, ist kein ‚weiter so‘“, lautete Peters Appell. Statt „Gewohnheitsehe“ wolle er in seiner Partei ein „loderndes Feuer“ entfachen. „Ich verspreche Ihnen, ich werde mich nie, nie, nie einem besserem Argument verschließen“, versprach Thomas Peters, bevor er unter langem Applaus das Podium verließ.
Etwas unaufgeregter ging im Anschluss Rasmus Vöge seine letzte Rede vor der Wahl an. Und zählte zunächst akribisch die Stationen seines Lebenslaufs auf. Auch er stellte die Punkte seiner Agenda vor, die er ebenfalls schon in den letzten Wochen offenbarte. In der Presse sei er als Traditionalist bezeichnet worden und stehe für ein „Weiter so“. „Traditionen und Werte sind mir wichtig. Daher lasse ich mir diesen Vorwurf gerne gefallen“, konterte Vöge. Trotzdem sei er neugierig und es seien für die Zukunft auch neue Ideen erforderlich. Auch Vöges Rede wurde abschließend mit einem langen Applaus gewürdigt.
Am Ende war Rasmus Vöge, der sich in geheimer Wahl 162 von 309 gültigen Stimmen sicherte. Denkbar knapp, mit nur sechszehn Stimmen weniger musste sich Dr. Thomas Peters geschlagen geben.
Zu den vier stellvertretenden Vorsitzenden wurden Norbert Brackmann (230 Stimmen), Andrea Tschacher (214 Stimmen), Stephan Struve (198 Stimmen) und Henrike Biebow (157 Stimmen) gewählt. Als neuer Schatzmeister setzte sich Michael von Brauchitsch mehrheitlich gegen Henning Lüneburg durch. Stellvertretender Schatzmeister ist fortan Bastian Numrich, der mit 150 Stimmen zehn mehr als Klaus-Peter Reimers erhielt.
Zu den zwölf Beisitzer wurden Friedericke Teetz (229 Stimmen), Lars Wunsch (221 Stimmen), Heide Lugge (221 Stimmen), Deborah Lopes (214 Stimmen), Gerd Dohrendorf (206 Stimmen), Bettina Lübcke (201 Stimmen), Detlef Wöhl-Bruhn (195 Stimmen), Dr. Luz Burdinski (192 Stimmen), Phillip Rohwerder (185 Stimmen), Ottfried Feußner (165 Stimmen), Georg Bleich (160 Stimmen) und Christa Brüggmann-Kupke (156 Stimmen) gewählt.