Herzogtum Lauenburg (pm). Seit einiger Zeit umtreibt das Thema „Klärschlammentsorgung“ die Gemeinden, Amtsverwaltungen und Betreiber von Kläranlagen. Thomas Jessen, Leitender Verwaltungsbeamter beim des Amtes Sandesneben hatte daher zu einer Besichtigung der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld eingeladen, um neue Wege zur Entsorgung des Klärschlamms aus den Teichkläranlagen der Gemeinden der Ämter Bad Oldesloe-Land, Berkenthin und Sandesneben-Nusse aufzuzeigen.
Die Betreiber der MVA Stapelfeld (EEW Energy from Waste GmbH) gaben einer großen Gruppe von interessierten Bürgermeistern, Amts- und Verbandsvorstehern, Gemeindevertretern und Mitarbeitern der Amtsverwaltungen die Gelegenheit, hinter die Kulissen der in 1979 entstandenen Müllverbrennungsanlage zu schauen. Die Anlage ist u.a. zuständig für kommunale Siedlungs- und Gewerbeabfälle und nimmt zusammen mit den weiteren 17 Standorten der EEW jährlich rund 4,7 Millionen Tonnen an Abfällen auf. Mit dieser Abfallmenge lassen sich jährlich rund 700.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. Auch beliefert die MVA Stapelfeld umliegende Gemeinden mit Fernwärme.
Das Unternehmen EEW plant, weitere Kapazitäten zur Verbrennung von Klärschlämmen zu schaffen. Mit der Düngemittelverordnung und der Klärschlammverordnung aus 2017 stehen die Gemeinden und Betreiber von Abwasserbeseitigungsanlagen unter starkem Druck, weil künftig kaum noch landwirtschaftliche Flächen für eine Aufnahme von Klärschlamm zur Verfügung stehen. Auch sind andere Aspekte wie die Phosphor-Rückgewinnung zu berücksichtigen, so dass bundes- und landesweit dringend Kapazitäten zur Aufnahme in Monoverbrennungsanlagen geschaffen werden müssen. Dieser Aufgabe stellt sich das Unternehmen EEW und möchte ab 2023 in den Betrieb einer eigenen Klärschlamm-Verbrennungsanlage gehen. Kommunen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg gehören zur Zielgruppe des Unternehmens.
Amtsvorsteher Ulrich Hardtke vom Amt Sandesneben-Nusse, gleichzeitig als Bürgermeister auch Betreiber einer Kläranlage, wies auf den Handlungs- und Finanzierungsdruck der Gemeinden hin. „Wir Gemeinden und Ämtern müssen uns auf den Weg machen, den Klärschlamm vor Ort transport- und verarbeitungsfähig aufzubereiten, damit die Kosten nicht zu sehr in die Höhe schießen“, erläutert Ulrich Hardtke mit Blick auf die Abwassergebühren und nennt gleichzeitig das Projekt eine „Investition in die Umwelt“. Auch unterstreicht Ulrich Hardtke die Notwendigkeit zur Kooperation und verweist diesbezüglich auf den Abwasserverband Sandesneben.
Besondere Beachtung fand anlässlich des Besuchs auf der MVA in Stapelfeld auch eine Masterarbeit von Tobias Schröder aus seinem jüngst abgeschlossenen Studium an der Technischen Fachhochschule in Lübeck. Tobias Schröder hatte in einer fachtechnischen Untersuchung und mit finanziellem Ausblick unterschiedliche Lösungswege zur Abwasserbeseitigung in den Gemeinden des Amtes Sandesneben-Nusse erarbeitet. Diese Ergebnisse stellte er dem fachkundigen Publikum von gemeindlichen Vertretern vor. Thomas Jessen vom Amt Sandesneben und Frank Hase vom Amt Berkenthin lobten die Ausarbeitungen in der Masterarbeit, die durchaus visionär, dennoch aber Anlass zum Nachdenken geben sollten, so übereinstimmend die beiden Verwaltungschefs in ihrer Bewertung.