Herzogtum Lauenburg (pm). Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften bleibt die Zahl der Befristungen im Kreis Herzogtum Lauenburg auf Rekordhöhe. Das ergibt eine Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Daten der Bundesagentur für Arbeit. Demnach waren 2018 ein Drittel der sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungen im Kreis befristet.
Besonders betroffen sind Arbeitsstellen in der Ver- und Entsorgung, im Gastgewerbe sowie in der Land- und Forstwirtschaft, wo inzwischen gut die Hälfte aller neuen Arbeitsverträge befristet sind. Dabei gibt es Gruppen, die überdurchschnittlich davon betroffen sind wie etwa Frauen, Beschäftigte unter 25 Jahren, ausländische Beschäftigte oder solche die eine Tätigkeit im niedrig qualifizierten Bereich ausüben. Aber der hohe Anteil bei älteren Beschäftigten sowie bei solchen mit einer Experten-Ausbildung zeigt, dass Befristungen längst zu einem Massenphänomen geworden sind, die alle auf dem Arbeitsmarkt treffen.
Besonders gravierend dabei ist der Anstieg von sachgrundlosen Befristungen. Gemäß einer neuen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) machten diese im Jahr 2018 3,9 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Schleswig-Holstein aus – insgesamt 47.000 Arbeitsverträge. Der Hauptgrund dafür soll die Überprüfung der Eignung von Beschäftigten sein.
Simone Kroll-Schilke, Vertreterin des DGB-Kreisverbandes Lauenburg kritisiert diese Praxis: „Sachgrundlose Befristungen werden immer öfter als verlängerte Probezeit missbraucht. Das erhöht den Leistungsdruck und macht Beschäftigte erpressbar. Generell haben es Befristete schwer gute Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einzufordern. Eine Schwangerschaft, eine zu lange Krankheit, eine engagierte Betriebsratsarbeit – alles kann dazu führen, dass der Vertrag einfach nicht verlängert wird. Schwer erkämpfte Kündigungsschutzrechte werden dadurch ausgehöhlt.“
Wer befristet ist, kann auch in anderen Lebensbereichen nicht langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland haben eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Das bedeutet Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme. Für ausländische Beschäftigte kann eine Befristung sogar nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben können oder nicht. Auch Ehe und Familienplanung werden dadurch erschwert. Eine Befragung des DGB Index gute Arbeit stellt fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet sind als bei unbefristeten.
„Wir können es nicht hinnehmen, dass immer mehr Beschäftigte Angst um Ihre Arbeit und um ihre Zukunft haben müssen. Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Nach der parlamentarischen Sommerpause müssen dem endlich auch Taten folgen. Denn Gute Arbeit heißt unbefristete Arbeit!“ so Simone Kroll-Schilke.