Ratzeburg (pm). Am Donnerstag besuchte die Landtagsabgeordnete Kathrin Wagner-Bockey gemeinsam mit Manfred Börner (SPD Kreistagsfraktion) und Matthias Radeck-Götz (SPD Ratzeburg) den Olympiastützpunkt in Ratzeburg. Ebenfalls anwesend war Bürgermeister Gunnar Koech.
Wagner-Bockey informierte sich über den Arbeitsalltag der Sportler: „Mich hat vor allem Interessiert, wie die jungen Sportlerinnen und Sportler Karriere und Ausbildung in Einklang bringen. Neben dem Training bleibt kaum noch Zeit für eine berufliche Ausbildung. Trotzdem ist sie unabdingbar für die Zeit nach dem Sport.“
Um diese Doppelbelastung von Training und beruflicher Ausbildung besser zu stemmen, hat Wagner-Bockey die Landesregierung aufgefordert, Stellen in der Landesverwaltung zu schaffen sowie die Möglichkeit von Kooperationen mit privatwirtschaftlichen Betrieben auszuloten. Diese Initiative stieß bei den Gastgebern auf große Zustimmung: „Schleswig-Holstein muss als Trainingsstandort attraktiver werden. Dafür brauchen wir ein umfassendes Konzept, das möglichst auch die Wirtschaft mit an den Tisch holt. Es ist bedauerlich, dass herausragende Athleten ihre Karriere in anderen Bundesländern und auch im Ausland fortsetzen, weil sie dort bessere Bedingungen vorfinden“, so Reinhart Grahn, Leiter der Ruderakademie Ratzeburg.
So hat Max Appel (A-Nationalmannschaft) seinen Realschulabschluss noch in Ratzeburg gemacht. Danach wechselte er für einige Jahre zum SC Magdeburg und machte parallel seine Ausbildung zum Industriemechaniker. Der Verein sei bemüht gewesen, spezielle Kooperationen mit Ausbildungsbetrieben zu fördern. Im Norden sei so eine Unterstützung kaum zu finden. Aber auch ein Studium, das sich vermeintlich flexibler gestaltet, stellt die Sportler vor Herausforderungen. Viele Hochschulprüfungen seien nur zu bestimmten Zeiten ablegbar. Wenn diese in die Wettkampfzeit fielen, verstreicht wieder ein ganzes Jahr. Auch Gruppenarbeiten und lange Fahrtwege kämen erschwerend hinzu, berichten die Athleten Marieluise Witting und Lars Hartig.
„Das Land Schleswig-Holstein, die Kommunen aber auch die Wirtschaft sind gefragt, um bessere Voraussetzungen zu bieten. Individualisierte Ausbildungsverträge und flexible Praktika sind nur einige von vielen Möglichkeiten“, resümiert Wagner-Bockey. „Unsere olympischen und paralympischen Athleten sind wichtige Repräsentanten Schleswig-Holsteins – bundesweit und im Ausland.“
Die Initiative der Abgeordneten wurde bereits in Lübeck aufgegriffen. Der sportpolitische Sprecher der SPD Fraktion, Jörn Puhle, setzt sich für die Schaffung von fünf Ausbildungsplätzen in der Verwaltung ein. Die Lübecker Bürgerschaft wird im August über den Antrag beraten.