Duvensee (pm). Bei bestem Wetter hatte der Kreisbauernverband Herzogtum Lauenburg zu seinem 82. Kreisbauerntag eingeladen. Dieser Einladung waren mehr als 650 Gäste aus Landwirtschaft, Politik und Verwaltung gefolgt. Auch zahlreiche Nicht-Landwirte aus der Nachbarschaft wollten den Bauerntag, der traditionell auf wechselnden landwirtschaftlichen Betrieben stattfindet, erleben. Immerhin war der Ministerpräsident Daniel Günther als Hauptredner eingeladen.
Der Ministerpräsident erklärte in seiner Rede, dass er hinter den Bauern stehe: „Weil Sie darum gebeten haben, dass ich mich hinter die Landwirtschaft stelle, sage ich hier vollkommen klar: Sie können sich auf mich als Ministerpräsident verlassen. Ich werde mich all denjenigen entgegenstellen, die schlecht über Landwirtschaft reden.“ Tief beeindruckt habe ihn den Rundgang über den Betrieb Grell, bei dem ihm der Juniorchef Knud Frithjof Grell den Stall für die 550 Milchkühe zeigte. Vierzehn Mitarbeiter und Auszubildende sind gemeinsam mit der Familie Grell rund um die Uhr mit der Betreuung der Tiere beschäftigt.
Dass den Bauern wichtig ist, wie die Gesellschaft auf Landwirtschaft blickt, machte die Sprecherin der Jungen Landwirte deutlich. „Landwirt ist der schönste Beruf der Welt“, sagte Inken Burmester zu Beginn ihrer Rede. In einem engagierten und mit viel Beifall bedachten Beitrag machte die junge Landwirtin aus Siebenbäumen deutlich, dass die heimische Landwirtschaft viel besser ist, als es viele Nichtregierungsorganisationen der Bevölkerung weiß machen wollten. Gruppen wie NABU oder Greenpeace kämpften dabei teilweise mit Fake-News, um die Landwirtschaft negativ darzustellen. Aber „Schwarze Schafe“ müssten auch benannt werden. Und selbstkritisch gab Inken Burmester zu bedenken, dass diese den Ruf der Branche beschädigen.
„Warum Schleswig-Holstein eine starke Landwirtschaft braucht“, lautete das Thema von Daniel Günther. Und der Vorsitzende Hans-Peter Grell machte in seiner Eröffnung deutlich, wieso die Landwirtschaft so wichtig für das Land sind. Bei vielen Problemen sind Bauern die Lösung und nicht die Ursache. „Wir brauchen den Rückhalt der Gesellschaft“, machte Grell klar. Dazu gehöre aber auch, dass der Wahlbürger, der am Sonntag zu 30 Prozent Grün wählt und dann am Montag die nächste Flugreise bucht, sein Einkaufsverhalten überdenkt. Beim Thema Klimawandel seien die Landwirte Partner zur Lösung. Landwirtschaft sei der einzige Wirtschaftszweig in der laufenden Produktion, der Kohlendioxid binden kann. Landwirtschaft könne neben Lebensmitteln auch erneuerbare Energien erzeugen und die Landschaft pflegen. Daher stehe man auch dem Vorschlag einer CO2-Bepreisung, wie der Ministerpräsident ihn gemacht hat, offen gegenüber. Es sei nicht richtig, wenn die Fahrt zum Flughafen teurer sei als das Flugticket, betonte Grell.
Auch das Thema der neuerlich verschärften Düngeverordnung wurde nicht ausgespart. „Wir Landwirte sind nicht gegen sauberes Wasser. Nein, wir sind die, die den Gewässerschutz praktizieren.“ Daher sollte das Land auch weiter die Gewässerschutzberatung unterstützen und gerade kleineren und mittleren Betrieben bei den Investitionen in Technik zur Düngung und Lagerung von Wirtschaftsdünger fördern. Hier sah Günther nur wenig Möglichkeiten, die aus Berlin drohenden Verschärfungen angesichts des EU-Strafverfahrens noch zu ändern. Allerdings sah er auch, dass die Bauern so nicht im internationalen Wettbewerb bestehen könnten. Auch kritisierte er „überbordende“ Vorstellungen der Gesellschaft, die einmal rigoros für Umweltschutz plädiere und dann weiter günstiges Fleisch aus dem Ausland beim Discounter kaufe. Hier müsse man ehrlicher mit den Landwirten umgehen.
Auch das Thema Artenvielfalt durfte nicht fehlen. Grell betonte, dass auch hier die Bauern nicht Ursache, sondern Teil der Lösung seien. „Wie viel Artenvielfalt können wir aushalten“, fragte Werner Schwarz, Präsident des Landesbauernverbandes. Angesichts der zunehmenden Schäden durch Gänse, die Einwanderung des Bibers, die Schäden durch den Kormoran an Binnenseen müsse der Artenschutz auch von dieser Seite überdacht werden. Wenn Kraniche in kurzer Zeit 50 Hektar (500.000 Quadratmeter) Mais aus der Erde ziehen, und dieser neu bestellt werden muss, stellt sich die Frage, ob der Erhaltungszustand in der Region bereits zu gut ist.
In den Grußworten machten die Redner ihre Unterstützung für die Bauern deutlich. Landrat Dr. Christoph Mager sprach sich dabei eindringlich für den Erhalt der landwirtschaftlichen Berufsschule am Standort Mölln aus. Die geplante Trennung der Ausbildung nach öko- und konventionellen Landwirten lehne er strikt ab.
In der Diskussion kam der Wolf mehrfach zur Sprache und es blieb die Frage, wo der Tierschutz bei den vom Wolf gerissenen und verletzten Nutztieren berücksichtigt wird. Kritik gab es auch an dem Bild der Landwirtschaft, welches in den Schulen vermittelt wird. Jeder Schüler sollte in seiner Schulzeit mindestens einmal auf einen landwirtschaftlichen Betrieb kommen. Alwin Kreimer stellte die Frage, wie die Sauenhaltung angesichts der rechtlichen Unsicherheit und der drohenden Haltungsauflagen in Deutschland noch bestehen soll.
Es gab aber auch positive Redebeiträge. Karsten Witten, Biobauer aus Labenz, rief seinen Berufskollegen zu: „Ihr verdient eine Eins mit Stern“ und meinte die gute Produktion der konventionellen Landwirtschaft im Kreis.
Am Ende stellte der Vorsitzende des Vereins Duvenseer Moor, Gerd Vogler, die Arbeit des Vereins mit 266 Mitgliedern vor. „So wie wir hier Naturschutz machen, brauchen wir kein Naturschutzgebiet“, sagte er an Daniel Günther gerichtet. Mit dem Rückenwind konnte der stellvertretende Kreisvorsitzende Tilmann Hack dem Ministerpräsidenten sogleich eine Beitrittserklärung überreichen und das 267. Mitglied war gewonnen. Als Gastgeschenk überreichten Grell und Hack dem Ministerpräsidenten einen Druck von A.-Paul Weber, „dreimal täglich fünf Tropfen“ und dankten allen Teilnehmern für den gelungenen Kreisbauerntag, der bei Wurst und Bier erst kurz vor Mitternacht endete.