Lütau (pm). Klimaschutz ist in aller Munde – in Lütau ist dieses Thema schon lange aktuell: Bereits im Jahr 2012 beschloss die Kirchengemeinde mit 1.400 Gemeindegliedern klimaneutral zu werden. Das erklärte Ziel: drei kirchlich genutzte Gebäude – die Kirche St. Dionys und St. Jakobus, das Pastorat und den Kindergarten mit erneuerbarer Wärme zu versorgen.
Genutzt werden sollen dafür die eigenen Knickholzabfälle, die für den Betrieb einer Holzhackschnitzelheizanlage ausreichen. Neben einem Heizhaus für den Heizkessel und automatische Beschickungstechnik soll eine Solarthermie-Anlage errichtet werden. Nach vielen Planungen und einer weitgehenden Sicherung der Finanzierung kann es nun bald losgehen: Norbert Brackmann, Mitglied des Bundestages, informierte sich heute über den Stand der Planungen zum kurz bevorstehenden Beginn der Maßnahme in Lütau. Als ausgewählte Maßnahme des Klimaschutzmanagements der Nordkirche sind für das Projekt auch Mittel der Nationalen Klimaschutzinitiative bewilligt. Der Bund beteiligt sich entsprechend mit 200.000 Euro an den Kosten von insgesamt 682.197 Euro. Die weiteren Kosten teilen sich die Kirchengemeinde Lütau, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und die Nordkirche. Fördermittel der AktivRegion Sachsenwald/Elbe sind in Aussicht gestellt.
„Unseren Alltag klimaneutral zu gestalten ist vielleicht die wichtigste Aufgabe dieser Zeit. Ich sehe die Initiative in Lütau deshalb als einen wichtigen und aktuellen Beitrag zu einem Thema, das uns in der Kirche von Anfang an beschäftigt: die Bewahrung der Schöpfung. Ich freue mich sehr über das Engagement und die Beharrlichkeit der Menschen in Lütau!“, so Pröpstin Frauke Eiben. „Das Thema „Klima“ ist in aller Munde und wird täglich aktueller. Der Weg zur nun bevorstehenden Errichtung unseres kleinen Wärmenetzes war oft steinig und wurde in unserer Kirchengemeinde mit viel ehrenamtlichem Einsatz über Jahre vorangetrieben. Nun stehen wir kurz vor der Umsetzung. Der Verzicht auf fossile Brennstoffe durch Einsatz von Sonne und Holz aus der direkten Umgebung der Gebäude ist eine wegweisende Idee. Gleichzeitig kann unsere schöne Kirche so wesentlich schonender und gleichmäßiger beheizt werden, was für mich ein sehr wichtiger Punkt ist“, ergänzt Michael Eggers vom Kirchengemeinderat Lütau und Bauausschussvorsitzender der Gemeinde.
CDU-Bundestagsabgeordneter Norbert Brackmann dankt Pastorin Anna Christ für die Begehung und die Gelegenheit, sich ausführlich über das Projekt informieren zu können: „Das Projekt ist über die Grenzen unserer Region beispiellos. Es zeigt auf besondere Weise, wie sich Klimaschutz und alte Gemäuer in Einklang bringen lassen. Ein fantastisches Projekt“. Die Kirche gehe mit gutem Beispiel voran und leiste freiwillig einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz. „Dieses Engagement der Kirchgemeinde Lütau freut mich sehr und dürfte ebenso über unsere Grenzen hinaus beispielhaft sein. Aus Bundessicht ist besonders wichtig, dass mit dem finanzierten Projekt künftig mindestens 70 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden. Dieses Ziel wird hier übererfüllt.“
Die Nordkirche wählte das Vorhaben als Pilotprojekt aus und unterstützt es nicht nur finanziell, sondern auch mit einer landesweiten Kommunikation. „Durch Veranschaulichung des Projektes mit Schautafeln, Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen möchte die Kirchengemeinde das Thema für alle erlebbar machen. Es ist ein positives Beispiel für klimabewusstes Handeln, das die Nordkirche sehr gerne unterstützt“, erklärt Annette Piening vom Klimaschutzbüro der Nordkirche. So soll die Technik im einsehbaren Heizhaus anschaulich gemacht werden, eine Dauerausstellung im Wehrturm der Kirche Besuchern offenstehen und ein Lernort zur Erkundung von technischen Grundlagen und von Ideen für den praktischen Klimaschutz eingerichtet werden. „Und natürlich sind Bürger der Region, Schulklassen, Kitas und Touristen eingeladen, den Klimaschutz-Lernort aktiv zu erfahren.“
Die Kirchengemeinde Lütau erwartet durch die komplette Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien eine Minderung der Treibhausgasemission um rund 80 Prozent. Für den Betrieb der Anlage und die Lagerung der Hackschnitzel wird eine neue Halle auf einer Freifläche des Pastorates errichtet, auf der sich dann auch die Solarthermieanlage mit rund 100 Quadratmetern Fläche befinden wird. Diese dient zur Warmwassererzeugung für Pastorat und Kindergarten und liefert hohe Anteile der insgesamt benötigten Heizwärme. Ebenso wird das Heizungssystem der Kirche erneuert und mit angeschlossen. Dabei wird die jetzige Luftheizung durch eine Fußbodenheizung ersetzt. „Neben dem tollen Komfortgewinn für Kirchenbesucher ist ein weiterer großer Vorteil, dass die Kirche damit bis weit in den Oktober hinein und wieder ab März allein mit Sonnenwärme beheizt werden kann“, sagt Pastorin Anna Christ.