Ratzeburg (aa). An diesem Wochenende ist die bereits 60. Internationale Ratzeburger Ruderregatta. Gleichzeitig ist es die zehnte Internationale Ratzeburger Ruderregatta für Regine König als Regatta-Leiterin, und auch die letzte. Denn ab 2020 übernimmt Ulrike Hein das Steuer.
„Ich denke, zehn Jahre sind ein schöner Abschnitt. Und inklusive meiner Zeit im Regattabüro sind es ja auch schon 20 Jahre. Jetzt lass ich langsam ausklingen“, begründet Regine König ihren Rücktritt. Langsam ist das Stichwort. Denn König will nicht von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwinden. „Bis März 2020 bin ich sowieso noch im Regatta-Vorstand“, so König weiter. Und in der folgenden Zeit will und wird sie ihrer Nachfolgerin stets beratend zur Seite stehen. „Das ist ein guter Plan. Es wurde ja lange nach einer Nachfolge gesucht. Dass Regine mich noch eine Weile ‚an die Hand nehmen wird‘, hat mich am Ende dann auch überzeugt“, sagt Ulrike Hein, die ebenfalls bereits einige Jahre Erfahrung aus dem Regattabüro mitbringt.
Die Aufgabenfülle als Regatta-Leitung ist nicht ohne, wie Regine König zu berichten weiß. „Ein Jahr hatten wir mal alle Stunden zusammengerechnet und kamen auf 600 bis 800 Stunden“, so König weiter. Denn nach der Regatta ist vor der Regatta. Eine Woche nach Ende der Regatta arbeite sie noch etwas nach und dann geht es ab Oktober auch schon wieder in die Planungen für das kommende Jahr. König: „Direkt nach der Regatta gilt es das Datum für die nächste festzulegen.“ Hierbei müsse sie sich nicht nur mit dem Deutschen und Internationalen Ruderverband abstimmen, auch größere Veranstaltungen in Ratzeburg und Umgebung gilt es zu beachten, denn es muss auch die Quatiersfrage für die Sportler, Trainer und Betreuer geklärt sein. „An diesem Wochenende sind mindestens 800 Leute aufgrund der Regatta in Ratzeburg und den umliegenden Gemeinden untergebracht“, weiß Regine König zu berichten. So muss alles terminlich abgestimmt sein.
In der Folge sind diverse Anträge zu stellen, wie zum Beispiel beim Kreis für die Sperrung des Küchensees oder bei der Stadt Ratzeburg unter anderem für das Aufstellen und Aufhängen von Schildern. Für alle Abläufe, wann was zu machen, wer wann anzusprechen ist, gibt es natürlich einen Masterplan in Form eines 30seitigen DIN A 4 Ordners. „Aktuell sind wir auf Seite 28“, lächelt die noch amtierende Regattaleiterin zwei Tage vor Beginn der Wettkämpfe, „In zwei Wochen fangen wir dann wieder bei Seite eins an.“
„Die Regatta ist für den Verein und alle Beteiligten immer ein immenser Aufwand“, verrät Regine König. Sie selbst investiert in der „heißen“ Phase vor der Regatta täglich fünf bis sechs Stunden, und das neben ihrem eigentlich Beruf. „Und Feiertage eignen sich gut für Regatta-Vorbereitung“, so König. Früher habe sie sich zusätzlich zudem noch um die RRC-Post, den Schaukasten und die Organisation des einen oder anderen Festes gekümmert. Im Laufe der letzten zehn Jahre habe zudem die Digitalisierung vieles rund um die Regatta vereinfacht. Das betrifft nicht nur die Zeitnahme während der Rennen, sondern auch das Regattabüro. König: „Früher haben wir kiloweise Rennergebnisse gedruckt und ausgehängt. Heute kann sich die jeder mit seinem Smartphone einfach im Internet abrufen.“
Als Regatta-Leitung gilt es das Große und Ganze im Blick zu behalten. „Man muss nicht jedes Details kennen, man muss nur wissen, wen man darauf ansprechen kann“, erklärt Regine König mit Verweis auf die vielen Helfer im Club, die jeder (teilweise auch schon seit vielen Jahren) für ihren Teilbereich zuständig sind. Der Ruderclub gibt den Rückhalt. Erst im März wurde mit großer Mehrheit für die Beibehaltung der Regatta gestimmt. Auch national und international ist der Bedarf für die Internationale Ratzeburger Ruderregatta vorhanden. „Es gibt nicht so viele U23 Regatten. Damit haben wir in diesem Bereich schon eine besondere Regatta und gute Trainingsbedingungen auf den Ratzeburger Seen. Und auch personell sind wir gut aufgestellt“, so König, bevor sie sich kurz abwendet. Auf der Regattastrecke fährt gerade ein Boot entgegen der Fahrtrichtung. Schnell erklärt sie auf englisch einem japanischem Team, das die Szene interessiert beobachtet, dass das nicht erlaubt ist. „Irgendwas ist immer“, sagt sie. So sei einmal ein chinesisches Team verloren gegangen. Sie wollten mit einem Achter vom Ratzeburger See aus, rund um die Domhalbinsel zur Regattastrecke auf dem Küchensee rudern, kamen aber nicht an. „Wir haben sie auf in der Wakenitz wiedergefunden“, erzählt Regine König abschließend, bevor es wieder an die Arbeit geht.