Witzeeze (pm). Eine kleine Orgel in einer bezaubernden Kapelle bereichert das Örtchen Witzeeze: Fast unverändert ist sie im Original erhalten und wird nun von Grund auf überholt. 120 Jahre zählt die Röver-Orgel und rund 400 Pfeifen. Das Besondere an dem neugotischen, pneumatischen Instrument mit Denkmalwert ist ihr Klangkörper: „Sie ist eine der wenigen Orgeln dieser Bauart, die so gut erhalten ist“, schwärmt Orgelbauer Reinhard Metzger von der Orgelbau-Firma Mühleisen in Leonberg. „Die pneumatische Kastenlade von Ernst Röver war in der damaligen Zeit ein fortschrittliches System und arbeitet bis heute sehr präzise. Das ist nicht selbstverständlich bei pneumatischen Orgeln, oft kommt der Klang verzögert“.
Und nun drohte Schimmelbefall, deshalb kam Metzger um die Orgel grundlegend zu reinigen, nachzuintonieren und auch vereinzelte Dellen aus den Orgelpfeifen zu entfernen. Hilfe bekommt er dabei von Kirchenmusiker Michael Buffo und weiteren Gemeindegliedern, die sich für ihre Orgel starkmachen. „Das ist ja auch eine Art Weiterbildung“. Metzger schmunzelt. Rund eineinhalb Wochen wird die Orgel von Staub und beginnendem Schimmel befreit, die Pfeifen und Technik gereinigt. Die letzte Überholung liegt 23 Jahre zurück. „So alle 20 bis 25 Jahre ist ein normaler Zeitrahmen“, erklärt Michael Buffo. Er ist seit 27 Jahren Kirchenmusiker in der Kirchengemeinde Büchen-Pötrau. Regelmäßig spielt er an der Orgel zu Gottesdiensten, die jeden ersten Sonntag im Monat stattfinden, sowie zu Hochzeiten, Taufen und Trauerfeiern und allen Feiertagen. Ein Vergnügen, wie Buffo berichtet: „Die Orgel ist klanglich sehr gut, ein richtiges Kleinod. Das Gesamtgefüge mit der Kapelle ist sehr stimmig“. Vor der Generalüberholung wurden die Heizung und Lüftung in der Kapelle erneuert, um das Klima orgelfreundlich zu halten und erneuter Schimmelbildung vorzubeugen.
Schon bald können sich bis zu 120 Kapellenbesucher wieder am einzigartigen Klang der Orgel erfreuen. Die übrigens auch bespielbar ist, falls mal der Strom ausfällt: „Die Orgel verfügt zusätzlich noch über eine mit Muskelkraft zu betätigende Windanlage, mit der den Pfeifen Luft zugeführt werden kann. Das war typisch für das 19. Jahrhundert“, erklärt Reinhard Metzger. Und: „Es ist sehr schön zu sehen, wenn Historisches erhalten bleibt“.