Ratzeburg (pm). In der Wundbehandlung braucht man Geduld, weil manche Wunden besonders schwer zu behandeln sind. Sie verschließen sich nur langsam, gehen immer wieder auf oder wollen einfach nicht heilen. Mitunter vergehen Monate oder Jahre bis zu einer Heilung – auf die dann eventuell rasch ein Rückfall folgt. Jetzt aber gibt es neue Hoffnung für Patienten durch eine innovative Therapie: Im DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg setzen Ärzte und Pflegepersonal in besonders schweren Fällen auf ein Transplantat, das aus Fischhaut gewonnen wird und die Hautzellen besonders dazu anregt, wieder zu wachsen.
Was im ersten Augenblick Verwunderung auslöst, zeigt in der Praxis Wirkung. Erste Forschungsergebnisse und Erfahrungen im klinischen Alltag deuten an, dass die zellfreie Collagenmatrix aus Dorschhaut die Stammzellenvermehrung gut zu fördern scheint. „Fischhaut ähnelt der menschlichen Haut“, erklärt Astrid Hogrefe, eine von zwei Wundmanagerinnen im DRK-Krankenhaus, die davon auf einer Weiterbildung erfuhr und sofort begeistert war. Das Produkt aus Island, eine zellfreie Collagenmatrix, die aussieht wie Knäckebrot, wird überlappend auf die gesäuberte Wunde gelegt und mit einem Verband fixiert. Das Material ist ähnlich wie die menschliche Haut mit Poren durchsetzt und wirkt antibakteriell. Diese Merkmale scheinen ebenso wie die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren die Stammzellenvermehrung und Wundheilung zu fördern.
„Ich bin jetzt voll zufrieden“, lacht Herbert Mackeprang (82) aus Törpt aus der Gemeinde Niendorf in Mecklenburg Vorpommern, der schon zu verzweifeln schien, weil der Bruch seines Sprunggelenkes und die Haut an der Wunde aufgrund einer fehlerhaften Durchblutung nicht heilen wollten. Herbert Mackeprang wechselte Ärzte und Pflegepersonal, vertraute sich dem DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg an. Aber was für die Wundversorgung nehmen? Ein Fall für die Fischhaut? Nach intensiver Beratung entschlossen sich Chefarzt und Wundmanagerin zur Therapie mit dem ungewöhnlichen Hautersatzmaterial. „Das ist schon enorm, wie sich die Haut in der kurzen Zeit positiv verändert hat“, sagt PD Dr. Peter Benecke, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, der bei jedem Verbandwechsel verfolgen kann, wie die Wundfläche langsam zuheilt. Herr Mackeprang strahlt mittlerweile übers ganze Gesicht: „Als Räuchermeister habe ich mit Lachs, Aal und Heilbutt zu tun. Und wenn ich Karpfen gare, soll das auch gut schmecken. Dass der Dorsch aber eine heilende Wirkung hat, hätte ich im Leben nicht gedacht.“