Mölln (pm). Am 3. November 2018 lud der Adoptiv – und Pflegeelternverein „Kreisgruppe KiAP Herzogtum Lauenburg e.V.“ zu seinem diesjährigen Fachtag ein. In den Räumen der Steinfeldschule Mölln, Förderzentrum für geistige Entwicklung, fühlten sich alle Anwesenden sichtlich wohl.
In diesem Jahr standen die leiblichen Kinder in Adoptiv – und Pflegefamilien im Fokus. Unter der Überschrift „Leibliche Kinder in Adoptiv – und Pflegefamilien – wir pflegen mit?!“, beschäftigten sich die Anwesenden an diesem Tag mit den Bedürfnissen, Eindrücken und Entwicklungsprozessen leiblicher Kinder in Adoptiv -und Pflegefamilien. Unterstützt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig- Holstein, sowie der Stiftung zum Wohl des Pflegekindes, war es möglich, erfahrene, etablierte Referenten für diese Veranstaltung zu gewinnen und auch für das leibliche Wohl der Anwesenden zu sorgen.
Da das Thema des Fachtages bis heute in der Literatur kaum zu finden und auch wissenschaftlich wenig erforscht ist, verdeutlichten die eingeladenen Referenten,Frau Dipl. Psych. Monika Dreiner, Herr Heinzjürgen Ertmer und Karina Heinke, die Intensität und Vielschichtigkeit in der Geschwisterdynamik durch Beispiele aus der Praxis.
Zudem konnten die Fachleute einen Einblick in die theoretischen Grundlagen der unterschiedlichen Beziehungsdynamiken in Adoptiv -und Pflegefamilien geben. Es wurde deutlich, wie komplex und sensibel diese Familienkonstellationen sind.
Außerdem zeigten die Vorträge, dass eine fachliche, vernünftige Sichtweise aller Beteiligten, zum Schutz der beteiligten Kinder und Jugendlichen, eine herausragende Rolle spielt. Die Entscheidung, für die Aufnahme eines Adoptiv- oder Pflegekindes, erfordert ein hohes Maß an Selbstreflektion und Sensibilität der Erwachsenen.
Auch wurde deutlich, dass die Verantwortung der vermittelnden Jugendämter bereits bei der Auswahl potentieller Adoptiv -und Pflegefamilien sehr groß ist. Die große, aber dennoch notwendige Herausforderung, alle wichtigen Rahmenbedingungen im Bezug auf das bestehende, komplexe Familiensystem zu betrachten und die vorhandenen Ressourcen angemessen einzuschätzen, ist enorm. Hier wurde klar, dass es bereits bei der Auswahl der Adopiv -und Pflegefamilien sehr wichtig ist, vorhandenen Beziehungsdynamiken zu erkennen und diese nicht unangemessen zu belasten. Die Teilnehmer*innen konnten einen Eindruck davon gewinnen, welche Wichtigkeit es hat, die Betrachtung der eigenen Entscheidung, auch aus der Perspektive der beteiligten Kinder und Jugendlichen, zu betrachten und die Erkenntnisse daraus ernst zu nehmen.
In der zweiten Hälfte des Tages bekamen die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in verschiedenen Gruppenkonstellationen zusammen zu finden. Hier gab es schließlich auch Raum und Zeit für die anwesenden leiblichen Kinder und Jugendlichen der Adoptiv- und Pflegefamilien.
Beim gemeinsamen Resümee des Fachtages wurde deutlich, dass die Bedürfnisse, Eindrücke, Gefühle und Entwicklungsprozesse leiblicher Kinder in Adoptiv -und Pflegefamilien, ein hohes Maß an Schutz, Aufmerksamkeit und Reflektion, durch die verantwortlichen Erwachsenen bedürfen. Eine Erkenntnis, die in den Gruppengesprächen deutlich wurde war die Tatsache, dass die Anwesenden inhaltlich immer wieder auf die Lebensthemen aufgenommenen Kinder kamen und eine Abgrenzung dieser Inhalte bereits im Gespräch schwierig und „überlagernd“ war…
Aus dieser Erkenntnis heraus möchte die Kreisgruppe KiAP sich dem Thema „Leibliche Kinder in Adotiv -und Pflegefamilien“ weiter beschäftigen. Hierzu wird der Vorstand weitere Möglichkeiten zur Begegnung, Betrachtung und Auseinandersetzung erarbeiten.