Berkenthin (pm). „Vor zirka fünf Jahren“, so erinnert sich Neuzugang Volker Hengst, „musste ich mich beim Punktspiel noch im Pavillon in der Bahnhofstraße hinter der Gardine umziehen“. Hengst spielte damals noch beim Ratzeburger SV und mit dem „Pavillon“ meint er die Halle im Sportzentrum bei den Fußball-Plätzen. Ungewöhnlich war die Location trotz dieser offiziellen Bezeichnung, denn Training wie auch die Punktspiele wurden hier in einem Raum gespielt, wo sich auch die Gemeinde-Räte oder die Landjugend für ihre geselligen Abende verabreden. Für Punktspiele war die vier (bis sechs) aufgebaute Tischtennis-Platten fassende „Halle“ nur geeignet, weil Berkenthin so tief unten agierte.
Vor fünf Jahren spielte die 1. Herren in der sechsten Kreisklasse, damals die drittniedrigste Spielklasse. Da sind die Anforderungen an die „spielerische Beinfreiheit“ oder Deckenhöhe seitens des Spielbetriebs nicht sehr hoch. Doch diese Zeiten sind nun spätestens mit dem Beginn der neuen Saison ab September 2018 vorbei. Hauptverantwortlicher dafür ist Thoralf Drews, seit Februar 2016 Spartenleiter der Tischtennis-Abteilung des TSV Berkenthin.
Zu einer Zeit wo es andere Tischtennis-Abteilungen schwer haben, überhaupt nur die Aktiven zu halten, übernahm er die Abteilung mit fünf Mitgliedern und kann nun aufgrund seiner Kontakte aber auch nach diversen Aktionen auf mehr als 50 Mitglieder zählen.
Drews, der gerade erst seinen 50. Geburtstag feierte, bezeichnet sich auch als ‚Seiteneinsteiger‘, hat also Tischtennis nicht schon als Jugendlicher antrainiert bekommen, sondern lediglich „gespielt“. Das sieht man seinem Topspin auch ein wenig an, aber er ist einfach begeistert von dieser Sportart: „Tischtennis ist oft schon zu Hause auf relativ begrenztem Raum zu spielen, ist zudem sehr preiswert, was Materialkosten wie auch Vereinsbeiträge angeht. Außerdem ist dieser Sport wenig verletzungsintensiv und durch ausgebuffte Techniken haben auch ältere Jahrgänge gegen jüngere eine echte Chance; was ich zum Beispiel beim Fußball, Schwimmen, Radsport oder Tennis aufgrund der erforderlichen körperlichen Verfassung dort nicht sehe. Und dennoch hält dieser Sport enorm fit. Wer Tischtennis ordentlich spielt, muss nach dem Training zwangsläufig unter die Dusche.“ Und auch von Orthopäden wie Neurologen hört man Positives über diesen Sport, der den Körper trotz intensiver Bewegungen nicht zu extrem belastet und zudem, als schnellste Rückschlag-Sportart, das Gehirn für die erforderlichen Reflexe auf eine positive Art beansprucht.
Hauptsächlich über die „Jedermann-Turniere“ beziehungsweise „Offenen Berkenthiner Tischtennis-Meisterschaften“ für Menschen aus der Nachbarschaft und die umliegenden Dörfer, stießen mehr und mehr Interessenten zum Tischtennis nach Berkenthin. Doch anstatt über einen Aufnahme-Stopp nachdenken zu müssen, kam ihm das Schicksal sehr entgegen: In Berkenthin stand der Neubau der Sporthalle an der Schule an. Man schaffte es, dass die Tischtennis-Abteilung des TSV Berkenthin ordentlich Hallenzeiten bekam.
Die Halle ist nun fertig, am 28. August durften die Spieler zum ersten Mal in der Halle trainieren und selbst die dann neun aufgebauten Platten waren nur ausreichend, weil an einigen Tischen Doppel gespielt wurde.
Auch sportlich ging es voran. 2017 wurden zwei Titel und ein dritter Platz bei den Kreismeisterschaften der Erwachsenen erreicht und drei dritte Plätze bei der Jugend. Das ist zum großen Teil der Verdienst von Cheftrainer Sven Friedrichs, der von Thoralf Drews für ein langfristiges Engagement gewonnen werden konnte.
Ursprünglich einmal als „Agenda 2020“ definiert – wurde das Ziel schon 2018 erreicht. Es sollte eine Mannschaft in der erste Kreisklasse spielen. Von der sechsten in die erste, ein gewaltiger Aufstiegsplan! Doch Hengst vom Ratzeburger SV, der inzwischen höher spielt als vor fünf Jahren bei seinem Auswärtsspiel in Berkenthin, fand die Idee und die Strategie der Berkenthiner so gut, dass er zur neuen Saison wechselte und gleich noch den Berkenthiner Apotheker Lutz Gibas (sein RSV-Mannschaftskollege) mitbrachte. Sven Friedrichs, Trainer des TSV und bis dahin Spieler für Stockelsdorf in der Kreisliga, entschied sich, diesen Weg als aktiver Spieler mitzugehen. Als absoluter Glücksgriff kann noch Marc Weber bezeichnet werden, dem Drews am Telefon von der Idee erzählte und der bisher einige Male als Gasttrainer begrüßt wurde. Marc könnte sportlich noch diverse Klassen weiter oben spielen, will aber mehr Zeit für das Private haben und deshalb nicht fünfmal die Woche trainieren müssen, um sein hohes Level halten zu können.
Diese vier bilden nun die 1. Herren des TSV Berkenthin und das Saisonziel ist es, sogar um den Aufstieg in die Kreisliga mitzuspielen. Nicht nur gut für den sich entwickelnden Verein, sondern auch als Vorbild für den eigenen Nachwuchs, der natürlich am Rande der Platte die zum Teil extrem schnellen Ballwechsel mit Interesse verfolgt. „Nacheifern und mittrainieren“, so das Motto von Tischtennis-Chef Drews, der Wert darauf legt, dass sich die 1. Herren in das Vereinsgefüge einschmiegt. Und das funktioniert auch, trainiert wird natürlich hauptsächlich auf gleicher Ebene, aber auch mal bunt gemischt.
Aber nicht nur die Geschichte zur 1. Mannschaft ist zu erwähnen. In der Saison 2018/2019 sind nun fünf Erwachsenen- und zwei Schülermannschaften für den TSV Berkenthin im Spielbetrieb aktiv. Hinzu kommen Hobbyspieler, die einfach nur etwas Sport treiben wollen.
Nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt antwortet Thoralf Drews: „Schaffe solche Rahmenbedingungen, dass sich alle wohlfühlen. Egal wie gut oder wie alt der Spieler ist!“ und schmunzelnd ergänzt er: „… bei uns werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen, aber die Deckenhöhe haben wir hier in der neuen Halle schon gesteigert!“
Weitere Infos unter www.tischtennis-berkenthin.de