Herzogtum Lauenburg (pm). Osteoporose ist weltweit die häufigste Knochenerkrankung. Auch in Deutschland ist sie verbreitet: Nach Expertenschätzungen sind mehr als sechs Millionen Menschen hierzulande betroffen, Tendenz steigend. Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der DKV Deutsche Krankenversicherung, klärt über Osteoporose und mögliche Therapiemaßnahmen auf. Außerdem weiß er, wie jeder sein Osteoporose-Risiko verringern kann.
Was ist Osteoporose?
Osteoporose bedeutet wörtlich übersetzt „poröser Knochen“ und wird daher im Volksmund häufig als Knochenschwund bezeichnet. Es handelt sich um eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Körper verstärkt Knochensubstanz abbaut. In der Regel nimmt die Knochenmasse bis zum 30. Lebensjahr zu. Ab dann verlieren gesunde Menschen pro Jahr 0,5 bis 1 Prozent. „Das ist aber völlig normal“, erklärt Dr. Wolfgang Reuter. „Bei Osteoporose-Patienten geht die Knochendichte, also die Knochenmasse pro Volumeneinheit, pro Jahr im Extremfall bis zu sechs Prozent zurück.“ Als Folge können dann bereits bei geringen Belastungen oder einfachen Stürzen die Knochen brechen.
Ursachen und Risikofaktoren
Ärzte unterscheiden zwei Formen der Osteoporose: die primäre und die sekundäre. Die primäre Form tritt in 95 Prozent der Fälle auf. Sie entsteht einerseits bei Frauen in den Wechseljahren durch einen Mangel an Östrogen, das für den Knochenaufbau wichtig ist. Andererseits kann sich bei Männern und Frauen gleichermaßen mit zunehmendem Alter der Knochenabbau erhöhen, besonders ab dem 70. Lebensjahr. Mediziner sprechen dann auch von seniler Osteoporose. In den übrigen Fällen liegt eine sekundäre Osteoporose vor. Hier tritt der Knochenschwund als Folge anderer Erkrankungen – etwa Arthrose, Schilddrüsenüberfunktion – oder aufgrund einer dauerhaften Einnahme von Medikamenten, wie Kortison oder Antidepressiva, auf. Zusätzlich begünstigen weitere Faktoren beide Formen der Osteoporose: Beispielsweise sind Frauen aufgrund ihrer feiner gebauten Knochen generell häufiger betroffen. Auch die erbliche Veranlagung spielt eine Rolle. „Hatte ein Elternteil bereits mit Knochenschwund zu kämpfen, ist das Risiko für die Kinder erhöht“, weiß Reuter. Nicht zuletzt kann auch ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, Rauchen oder Übergewicht Osteoporose begünstigen.
Symptome und Diagnose
Das Tückische an dieser Krankheit ist, dass sie schleichend auftritt und lange ohne Symptome bleibt. „Ein ungewollter Gewichtsverlust um mehr als zehn Prozent oder Knochenbrüche bei geringen Belastungen können erste Anzeichen sein“, so Reuter. Häufig kommt es dann zu einem Oberschenkelhalsbruch oder zu einer Fraktur von Wirbelkörpern. Um derart schwerwiegende Folgen zu vermeiden, ist es wichtig, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen. Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist die Knochendichtemessung (DXA). Röntgenstrahlen durchleuchten dabei die Lendenwirbelsäule und den Oberschenkelhals. So ermitteln die Ärzte den sogenannten T-Wert. „Er gibt an, um wie viele Einheiten die Knochendichte vom Standard T-Wert 0 – dem Wert einer 30-jährigen Person – abweicht. Ab einem T-Wert von -2,5 liegt eine Osteoporose vor“, erklärt Reuter.
Präventions- und Therapiemaßnahmen
Um der Krankheit vorzubeugen, rät der DKV Experte zu einem gesunden Lebensstil. Die Basis dafür ist eine ausgewogene Ernährung. Vor allem Kalzium und Vitamin D sind wichtig für starke Knochen. „Gute Kalzium-Lieferanten sind zum Beispiel Milchprodukte, Spinat oder Brokkoli“, so Reuter. „Gute Quellen für Vitamin D sind fettreicher Fisch, Eier oder Butter. Zudem ist Sonnenlicht sehr hilfreich. Denn mithilfe der Sonne bildet der Körper Vitamin D von selbst.“ Darüber hinaus ist regelmäßige Bewegung wichtig. Spazieren gehen etwa oder Schwimmen wirken sich positiv auf die Knochenstruktur aus und fördern Muskelkraft und Koordination. Da Rauchen dem Knochenaufbau schadet, besser ganz darauf verzichten. Wer bereits die Diagnose Osteoporose erhalten hat, sollte spätestens dann auf eine gesunde Lebensweise setzen. Bei einer fortgeschrittenen Osteoporose verschreiben Ärzte den Patienten meist Medikamente, die die Knochen stärken und den Abbau aufhalten. Schmerzen lassen sich beispielsweise durch Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac lindern. Auch physikalische Therapiemaßnahmen wie Massagen sowie Kälte- oder Wärmebehandlungen können helfen. „Wer Symptome bei sich bemerkt, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto weniger beeinträchtigt sie den Alltag und das Lebensgefühl“, schließt der DKV Experte ab.