Mölln (pm). Seit fünfzehn Jahren führt das Marion-Dönhoff-Gymnasium – jeweils mit den neunten Klassen – eine Schülerbegegnung mit einer osteuropäischen Partnerklasse durch. Vom 3. bis zum 7. September 2018 war die Klasse 9d mit ihren beiden Lehrerinnen, Kirsten Patzke und Nathalie Feldhusen, in Krzyzowa, der Gedenkstätte des Kreisauer Kreises, einer deutschen Widerstandsgruppe gegen die NS-Diktatur. Dort trafen die Neuntklässler mit den polnischen Schülern einer achten Klasse aus Krakow zusammen.
Die anfängliche wechselseitige Fremdheit konnte dank einiger Kennenlernspiele schnell überwunden werden. In gemischt-nationalen Kleingruppen fanden die deutschen und polnischen Schüler in intensiven Gesprächen ausgiebig Gelegenheit, neben den nationalen Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. „Es ist erstaunlich, wie viele ähnliche Interessen wir doch haben. Besonders cool waren die Sprachübungen, in denen wir einige Sätze auf Polnisch gelernt haben“, erklärte die Schülerin der 9d des Marion-Dönhoff-Gymnasiums, Katrina Schlothauer. Die mehrtägige Workshop-Arbeit wurde durch Führungen durch die Ausstellungen auf dem Gelände der Kreisauer Gedenkstätte begleitet, auf der die Schüler viel über die Widerstandsgruppe um James und Freya von Moltke herum erfuhren.
Der Familie von Moltke gehörte das Landgut Kreisau, auf dem die geheimen Treffen zum geplanten Sturz des NS-Regimes damals stattfanden. An einer Stele der Ausstellung im Außenbereich der Anlage, auf der auch über Marion Dönhoff informiert wird, erläuterte Klassenlehrerin Kirsten Patzke die damalige Verbindung der Namensgeberin des Marion-Dönhoff-Gymnasiums zum Kreisauer Kreis.
Den Schülern wurde die Botschaft der Versöhnung zwischen Ost und West deutlich, die mit dem Schulnamen auch heute noch verknüpft ist. „Nach den schwierigen Belastungen im deutsch-polnischen Verhältnis – insbesondere während des 2. Weltkrieges – ist es schon erstaunlich, was wir heute durch Europa Positives erreicht haben. Der Weg der Versöhnung war sicherlich schwierig und langwierig, aber er sollte unbedingt weiter beschritten werden“, sagte Emmy Dibbern aus der 9d des MDG.
Ein Höhepunkt der deutsch-polnischen Begegnung war der Tagesausflug nach Wroclawia (Breslau) – eine polnische Kulturstadt mit deutscher Vergangenheit, die allen Schülern sehr gut gefallen hat. „Unabhängig von der politischen Lage in Europa, die eher durch eine Renaissance des nationalen Denkens geprägt ist, bleibt es für uns als Schule immer wieder wichtig, durch persönliche Begegnungen nationale Vorurteile zu überwinden. Gerade Jugendliche sind grundsätzlich offen für solche Kontakte“, ergänzte Kirsten Patzke.