Herzogtum Lauenburg (pm/aa). Vergangene Woche wurde erstmals eine am Usutu-Virus erkrankte Amsel in Hamburg nachgewiesen (Herzogtum direkt berichtete). Wie durch den Fachdienst Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Herzogtum Lauenburg heute bekannt wurde, konnte letzte Woche eine tot aufgefundene Amsel aus Aumühle ebenfalls positiv auf den Virus getestet werden.
In Deutschland sind wieder Vögel an dem ursprünglich aus Afrika stammenden Usutu-Virus (USUV) verendet. Auch in Schleswig-Holstein gab es die ersten Nachweise. Betroffen sind vor allem Amseln. Ein landesweites Monitoringprogramm soll nun Erkenntnisse über die Verbreitung des Virus im Land liefern. Zu diesem Zweck können Bürger frisch verendete Amseln beim zuständigen Veterinäramt abgeben. Von dort werden die Tiere zur Untersuchung an das Landeslabor Schleswig-Holstein (LSH) überstellt.
Die Tiere sollten hierzu eingepackt (beispielsweise in einen Gefrierbeutel) werden und
Fundort und -datum auf der Verpackung notiert sein. Es wird empfohlen die toten Vögel
aus allgemeinen Vorsichtnahmen nicht mit den bloßen Händen anzufassen und die Hände
nach dem Einsammeln zu waschen. Offensichtlich verunglückte (z.B. überfahrene) Vögel
sollten nicht eingesammelt und abgegeben werden. Eine Abholung der Vögel durch die
zuständigen Veterinärämter ist nicht möglich. Tot aufgefundene Vögel können beim Fachdienst Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung in Mölln zur Untersuchung abgegeben werden.
Das Usutu-Virus (USUV) hat seinen Ursprung in Afrika und wird von Stechmücken über-
tragen. Hauptwirte für das Virus sind Wildvögel, die in der Regel nicht erkranken. Es sind
daneben aber auch sehr empfängliche Vogelspezies wie die heimischen Amseln bekannt,
welche sich sehr leicht infizieren. Klinisch zeigen diese infizierten Vögel häufig Symptome
wie Teilnahmslosigkeit und Störungen des zentralen Nervensystems wie Taumeln oder
Kopfverdrehen, gefolgt von vielen Todesfällen.
Hintergrund
Das Virus wurde in Deutschland erstmals 2010 in einem Mückenpool aus dem Süden Deutschlands nachgewiesen. Im Folgejahr kam es zu einem massiven Vogelsterben (vor allem Amseln) im Bereich der nördlichen Oberrheinebene und in den benachbarten Gebieten der Pfalz und des Neckartales. USUV breitete sich in den Folgejahren besonders in Südwestdeutschland unter Wildvögeln, vorrangig Amseln, aus. Auch zahlreiche Zoovögel
wie Eulenvögel in Volierenhaltung waren betroffen.
Im Jahr 2016 zeigte das USUV eine sehr starke Aktivität unter den Wild- und Zoovögeln mit deutlicher räumlicher Ausbreitung in weiten Teilen Deutschlands, gefolgt von teilweise massenhaftem Verenden in einzelnen Gebieten. Betroffen war hierbei vor allem Nordrhein-Westfalen. Die starke nationale Verbreitung in 2016 führte auch zu USUV-bedingten Todesfälle unter Wild- und Zoovögeln in den westlichen Nachbarländern, vorrangig in den Niederlanden, Belgien und im Norden Frankreichs. In Schleswig-Holstein erfolgten erstmals im Spätsommer 2017 zwei Nachweise bei Amseln im südlichen Landesteil – von einem vermehrten Verenden von Amseln wurde bislang aber noch nicht berichtet.
USUV wird ein zoonotisches Potential zugeschrieben, das heißt das Virus ist über Stiche infizierter Mücken auf den Menschen übertragbar und kann unter bestimmten Bedingungen zu einer Erkrankung führen. Bislang wurden jedoch nur sehr wenige mild verlaufene humane Erkrankungsfälle in Afrika und Europa beschrieben.
Da eine USUV-Infektion bei Vögeln weder anzeige- noch meldepflichtig ist, hat ein Nachweis in der Tierpopulation keine rechtlichen Folgen. Weitere Informationen zum Usutu-Virus bei Vögeln finden Sie in den FAQs unter www.schleswig-holstein.de/usutu oder auf der Homepage des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) unter www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/usutu-virus