Herzogtum Lauenburg (pm). Die Kontaktstelle für Information und Beratung in der Selbsthilfe (KIBIS) ermöglicht es Menschen aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg Selbsthilfegruppe zu starten und an ihnen teilzunehmen. Im Kreis sind über KIBIS mehr als 142 Selbsthilfegruppen mit regelmäßig mehr als 2.500 Menschen aktiv. Die Leiterin des KIBIS Herzogtum Lauenburg, Renate Schächinger, kann auf 25 Jahre Aufbau- und Leitungstätigkeit zurückblicken. Zum 25. Jubiläum von KIBIS-Gesicht beantwortete sie acht Fragen.
Was reizt Sie an der Arbeit im Rahmen der Selbsthilfe?
Renate Schächinger: Die Begegnung mit Menschen, die bereit sind, sich auf ihre eigenen Kräfte und Möglichkeiten zu besinnen, Hilfe zur Selbsthilfe im direkten Sinne zu geben und Menschen zu begleiten, die durch ihre Teilnahme an einer mehr Selbsthilfegruppe Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl erlangen. Außerdem reizt mich die Vielfalt an Themen, mit denen ich täglich konfrontiert werde. Langweilig wurde es mir noch nie.
Wie sah die Arbeit in der Kontaktstelle vor 25 Jahren aus? Wie hat sich die Selbsthilfe im Kreis Herzogtum Lauenburg seit Beginn Ihrer Arbeit entwickelt?
Schächinger: 1993 steckte die Selbsthilfeunterstützung bei uns im Kreis noch in den Kinderschuhen. Das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen war vielen noch nicht bekannt, so dass die Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund stand. Viele neue Selbsthilfe-Gruppen sind mit meiner Unterstützung entstanden. Gerade im Bereich der psychosozialen Themen: „Angst und Depressionen“ sind in jeder Stadt des Kreises neue Gruppen entstanden.
Vor 25 Jahren verbrachte ich noch wenig Zeit vor dem Computer. Wir arbeiteten mit Karteikarten. Durch die zunehmende Digitalisierung hat sich der Arbeitsalltag enorm verändert. Ich verbringe inzwischen viel Zeit vor dem PC mit der Datenpflege, der Selbsthilfe-Homepage, vielen Verwaltungsaufgaben, selbst die Kommunikation findet inzwischen auch schon häufig per Email statt.
Bewusst nehme ich mir im Arbeitsalltag Zeit für das persönliche Beratungsgespräch, denn dieses lässt sich nicht durch die neuen Medien ersetzen und auch die Qualität der Gruppen-Arbeit der Selbsthilfegruppen lässt sich durch die sozialen Medien nicht erreichen.
Wenn ich morgens in die Kontaktstelle komme, dann…
Schächinger: …bespreche ich mit meiner Kollegin Susanne Urdahl bei einer Tasse Kaffee
die anliegenden Aufgaben für den Arbeitstag. Interessant bleibt die Arbeit, da wir während der Sprechzeiten offen sind für alle Anfragen im Selbsthilfebereich.
Selbsthilfe bedeutet für mich…
Schächinger: “Nur du allein schaffst es, aber du schaffst es nicht allein!“
… und „Gemeinsam sind wir stark ! “
Seit dem Neustart beim PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein …
Schächinger: … ist KIBIS eingebunden in einen großen Wohlfahrtsverband, der Selbsthilfethemen ernst nimmt und sich politisch für die Benachteiligten in der Gesellschaft einsetzt.
In meiner täglichen Arbeit überrascht mich immer wieder…
Schächinger: … wie Menschen durch ihre Selbsthilfetätigkeit mit schweren Erkrankungen
oder Lebenskrisen gelernt haben, ihr Leben positiv selbst zu gestalten, zufrieden zu sein und sich gleichzeitig noch für andere Menschen einzusetzen.
Was war für Sie die lehrreichste Erfahrung im Rahmen der Arbeit in der KIBIS?
Schächinger: Die persönliche Unterstützung durch die Selbsthilfegruppen und den Selbsthilfegruppen-Beirat in schwierigen Zeiten und die gelebte Solidarität in der Selbsthilfe.
Angenommen Sie könnten sich für die Selbsthilfe etwas wünschen?
Schächinger: Das Image der Selbsthilfe ist ein positives. „Selbsthilfegruppen sind cool.“
Menschen, die Selbsthilfegruppen besuchen, werden darin bestärkt und in ihrem Umfeld wertgeschätzt. Die Menschen wenden sich selbstverständlich an KIBIS und treffen auf ein multiprofessionelles und altersgemischtes Team von Mitarbeiter*innen mit ausreichendem Zeitkontingent.