Ratzeburg (tbi). Tradition wird groß geschrieben beim 57. Ratzeburger Bürgerfest und bereits am gestrigen Freitagabend (17. August) strömten Hunderte Besucher zum Festzelt ‚Unter den Linden‘ am Ratzeburger Rathaus. Musik, Launige Worte und ein gelungener Fassanstich und die bange Frage: Ist es das letzte Bürgerfest in der Inselstadt?
Der Bürgerverein Ratzeburg und Umgebung hat seit vielen Monaten in zahlreichen Gesprächen und in der Presse darauf aufmerksam gemacht, dass der Vereinsvorstand so zusammengeschrumpft ist, dass es ohne personelle Verstärkung und Erneuerung im Vorstand keine Planungen für weitere jährliche Bürgerfeste geben kann (Herzogtum direkt berichtete). Nach dem Rückzug von Volker Wilms, der jetzt Ehrenvorsitzender ist, leitet Andreas Brandt geschäftsführend die Geschicke des Vereins. Aber auch Brandt zieht sich im kommenden Jahr aus der Vorstandsarbeit zurück. Hinzu kommt, dass Volker Wilms an diesem Wochenende auch letztmalig als Zeltwirt das Fest begleitet. So ließen sich vor dem Fassanstich auch ruhige und etwas nachdenkliche Worte vernehmen. Sichtlich bewegt nahm Volker Wilms den Dank des Magnusburg-Teams entgegen, der ihm von seinen Töchtern Philine und Maike Wilms überreicht wurde. „Es hängt so viel Herz daran. Ich habe es mit viel Liebe und für die Stadt gemacht“, sagte Wilms. Und “Wir werden uns irgendwann mal wiedersehen!“
Andreas Brandt überließ es dem Ehrenvorsitzenden Wilms, das Fass Rommeldeus anzustechen.
Ratzeburgs Bürgervorsteher Ottfried Feußner war die Freude anzumerken, dass sich sein Amtskollege aus Mölln, Jan Frederik Schlie, und Jan Wiegels, Bürgermeister der Nachbarstadt, auf dem Festgelände eingefunden hatten. Feußner hatte zahlreiche Anspielungen auf die aktuellen Eulenspiegelfestspiele in Mölln parat, die auf humorvolle Weise das Verhältnis der Nachbarstädte aufs Korn nehmen. Feußner zu Schlie: „Sie brauchen hier in Ratzeburg keinen Integrationskurs.“ Als Ausdruck des Willkommens überreichte Feußner dem jungen Bürgervorsteher einen „Freifahrtschein“ für Ratzeburg. Jan Frederik Schlie erinnerte mit seinem Geschenk an die Neujahrsrede von Ratzeburgs Bürgermeister Rainer Voß. „Meckern sie weniger“, hatte Voß damals an die Ratzeburger appelliert. Es gebe zwar in Ratzeburg auch etwas zu meckern, „aber es gibt auch viel zu loben“, meinte Schlie und übergab als Geschenk einen „Lobekasten“.
Weitere Höhepunkte des dreitägigen Bürgerfestes sind der große Festumzug am Sonnabendnachmittag und das abendliche Höhenfeuerwerk über dem Ratzeburger See. Am Sonntag findet traditionell der ökumenische Gottesdienst, der Bürgerflohmarkt und das Riesen-Kinderfest statt.
Und wird dieses nun das letzte Bürgerfest sein? Armin Balowski nutzte die Gelegenheit, sich an die ehrenamtlichen Politiker zu wenden, die bei den vergangenen Wahlen kein Mandat erzielen konnten, sich für den Bürgerverein und das Bürgerfest zu engagieren: „Wenn einer sagt, ich mache hier mit, ist das ein Gewinn“, so Balowski.