Mölln (pm). Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich seit Jahren für die Belange von Kindern mit Migrationshintergund und deren Familien ein. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer gesellschaftlichen Vielfalt, die dadurch weiter gestärkt wird.
Talente und Begabungen, kulturelle Erfahrungen und Perspektiven der Familien bereichern unsere sozialen Lebenswelten. Der Deutsche Kinderschutzbund will Eltern und Kindern, die neu nach Deutschland kommen, helfen, sich bei uns heimisch zu fühlen. Dazu dient unter anderem ein Kurs der sich „Integrationsbausteine“ nennt. Er ist ein Angebot des Deutschen Kinderschutzbundes für die Eltern.
Der Elternkurs hat das Ziel, die Ängste der Migranten bezüglich ihrer Elternrolle in Deutschland abzubauen. Er gibt Orientierung zu den vielfältigen Anforderungen in der Erziehung. Es wird Wissen vermittelt rund um Angebote zur gesunden Entwicklung der Kinder und Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ein weiteres Ziel des Elternkurses ist die Stabilisierung und Wiedererlangung der psychischen Gesundheit von Kindern, die als wichtige Voraussetzung für eine gute Entwicklung angesehen werden kann.
Bei der Organisation des Kurses hatte der Deutsche Kinderschutzbund in der Vorbereitungsphase tatkräftige Unterstützung durch die Schulsozialarbeiter der Gemeinschaftsschule Mölln und Frau Wienicke, Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Mölln/Amt Breitenfelde. Die Rektorin, Kirsten Böttcher-Blank, des Astrid-Lindgren-Förderzentrums hat zwei Räume dafür zur Verfügung gestellt. „Wir fühlten uns von der Stadt und den Schulen sehr gut unterstützt und bedanken uns dafür recht herzlich“, so der Vorsitzendes des Kinderschutzbunds Herzogtum Lauenburg, Franz Albracht, „In Mölln wurde dieser Kurs an acht Kurstagen in der Zeit vom 28. Mai bis 16. Juli 2018 sehr erfolgreich durchgeführt. Die Treffen fanden immer montags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr statt. Die Finanzierung übernahm der Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes. Dadurch konnte der Kurs ohne Kostenbeteiligung durch den Kreis und die Stadt Mölln stattfinden und war ein kostenloses Angebot für die Teilnehmer.“
Das Besondere bei diesem Kurs war, dass die Frauen ihre Kinder im Vorschulalter mitbringen konnten. Dieses Angebot ist bisher einmalig und wurde gerne angenommen. Es nahmen 18 Frauen an dem Kurs teil. Sie brachten ihre Kinder, die nicht in der Schule oder Kita waren, mit. Das Alter der Kinder betrug drei Monate bis fünf Jahre. Der Deutsche Kinderschutzbund hatte eine Kinderbetreuung organisiert. Die größeren Kinder spielten, nach einer Eingewöhnungszeit, mit den Betreuern in einem anderen Raum. Die kleinen Kinder blieben bei ihren Müttern. Die Mütter freuten sich über die Betreuung sehr und die Kinder nahmen das Angebot gut an.
Der Kurs wurde von zwei ausgebildeten Kursleiterinnen des Deutschen Kinderschutzbundes durchgeführt. Frau Silvia Nierath und Frau Jenan Osman haben im November des vergangen Jahres an einer Weiterbildung für Elternkursleiter des Deutschen Kinderschutzbundes, speziell für die „Integrationsbausteine“ teilgenommen. Zusätzlich wurde der Kurs von einer Sprachmittlerin, die durch die gute Zusammenarbeit mit der Migrationsberatung in Mölln und Ratzeburg gefunden wurde, begleitet, so dass alle Mütter die Inhalte verstanden und sich aktiv am Geschehen beteiligen konnten.
Albracht: „Die Mütter haben sonst keine Gelegenheit Bildungsangebote anzunehmen, weil es teilweise keine Kinderbetreuung durch die Kitas gibt. Sie waren sehr aufgeschlossen und nach dem Kennenlernen entstand eine sehr gute Arbeitsatmosphäre. Es konnten Ängste, bezüglich einer deutschen Kursleiterin und einer eventuellen Überforderung, durch die Teilnahme der Kinder, abgebaut werden. Während des Kurses beschäftigten sich die Frauen unter anderem mit der Bedeutung der Familie. Die Unterstützung, die sie in ihren Herkunftsländern durch ihre Familien erfahren haben, sind hier weggefallen. Die Mütter, die ihren Schwiegertöchtern bei der Erziehung ihrer Kinder halfen, sind nicht hier. Somit müssen sich die jungen Mütter neu orientieren und sich selbst Hilfen suchen. Das fällt einigen schon schwer. Hier wurde die Hilfe von den Kursleiterinnen gerne angenommen. Eine große Rolle spielt dabei auch ihre Herkunft und Identität, ihre Werte und die Werte der Gesellschaft in Deutschland. Es wurden Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. Die Frauen waren erfreut darüber, dass es auch Gemeinsamkeiten gibt, z.B. dass Bildung und Gesundheit sehr wichtig ist. Sie wurden mit dem deutschen Gesundheits- und Bildungssystem vertraut gemacht. Es wurde auch über die Bedeutung von Klassenfahrten und Schwimmunterricht gesprochen.
Die Wichtigkeit der deutschen Sprache für die Kommunikation ist allen Müttern klar. Es ist jedoch schwierig für sie, diese zu erlernen. An Sprachkursen können sie nicht teilnehmen, da sie ihre kleinen Kinder beaufsichtigen müssen. Im Kurs wurden deshalb, auf Wunsch der Teilnehmerinnen, einige deutsche Vokabeln vermittelt.
Natürlich wurde auch über die internationalen Kinderrechte gesprochen. Hier bestand eine große Unsicherheit. Die Frauen sind bemüht alles richtig zu machen, wissen jedoch manchmal nicht, was in Deutschland richtig und was falsch ist. Sie haben Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden können oder sie mit ihrer Familie ausgewiesen werden. Gemeinsam haben wir über diese Thema gesprochen und über Information und Wissen die Ängste abgebaut.“
Der Kurs wurde, auf Wunsch der Frauen, um zwei Einheiten verlängert. Diese fanden im Kinder-und Jugendzentrum Taktlos statt. „Auch hier bedanken wir uns für die Unterstützung und die freundliche Aufnahme durch die Stadtjugendpflege. Die Finanzierung dieser beiden zusätzlichen Kurstage übernahm der Kreisverband Herzogtum Lauenburg des Deutschen Kinderschutzbundes“, sagt Franz Albracht.
Am Montag, 3. September 2018, vormittags, startet ein neuer Kurs in Mölln. Wo dieser Kurs stattfindet, wird noch bekannt gegeben. Der Elternkurs ist wiederum für die Teilnehmer/innen kostenfrei und wird durch den Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes finanziert.