Ratzeburg (pm). Beim Filmclub Burgtheater Ratzeburg wird am Dienstag, 3. Juli, in Anwesenheit der Regisseurin Dr. Christina Tink Diaz die Dokumentation „Die Jungs“ gezeigt. Los geht es um 18.30 Uhr im Burgtheater Ratzeburg.
Die Langzeitbeobachtung einer Freundesgruppe portraitiert fünf Anfang zwanzigjährige ‚Jungs’, die sich im Lauf von zehn Jahren häuten und entfalten und in ‚gestandene Männer’ verwandeln. Mithilfe einer zurückhaltend-beobachtenden Drehweise und einem starken persönlichen Bezug erschließen sich fünf Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber trotzdem dicke Freunde sind. Oder waren? Was sind ihre Träume, Wünsche, Hoffnungen mit 22? Und was ist nach zehn Jahren daraus geworden?
Der low-budget-Film begleitet Simon, Alex, Marek, Yuhan und Joey während sie chillen, reisen, sich per Selfie-Video inszenieren oder reden. Ein Lieblings-Thema mit 22: Die Mädels. Verwirrt durch gängige Rollenmuster vom ‚idealen Mann’, finden die Freunde in ihrer Männergruppe eine tröstende Solidarität im Leid an der eigenen Unsicherheit gegenüber den scheinbar so viel selbstbewussteren Frauen: Dabei suchen diese Jungs alle „Schuld“ bei sich selbst und der eigenen Schüchternheit. Wenig hilft ihnen dann so gut wie die Ermunterung und der trockene Humor dieser Freunde.
Nicht nur was die Fünf sagen: auch in ihrer Gestik, Mimik und zwischen ihren Zeilen ist der gesellschaftliche Druck zu spüren, der heute immer noch auf jungen Männern lastet, möglichst nicht schwach und verletzlich zu wirken. (So leistet der Film indirekt auch einen Beitrag zur Me-Too-Debatte.) Doch auch ihre Freundschaft, ihr Verhältnis zu den Eltern, ihr Studium und nicht zuletzt die ramponierte Welt beschäftigen ‚Die Jungs’, wie sie sich selbst bis heute nennen. Mit 32 ist der Druck groß, nicht nur als Mann, sondern vor allem auch im Job ‚erfolgreich’ zu sein. Zwei von ihnen sind schon Väter, und fast alle haben sich stark verändert. Nun steht ihre Freundschaft vor einer Prüfung.
Die Regisseurin Dr. Christina Link Diaz ist Filmclubmitglied und steht anschließend für eine Filmdiskussion zur Verfügung.
Der coming-of-age-Film ist eine low budget Eigenproduktion, die bislang erst in Lübeck und kürzlich in Würzburg beim Internationalen Filmfest gelaufen ist. Dort hat sie einen der Dokumentarfilmpreise gewonnen. In beiden Städten waren auffällig viele Zuschauer geradezu begeistert. Der Film scheint einen bestimmten Nerv zu treffen – besonders unter den Twenty- und Thirty-Somethings, sowie bei deren Elterngeneration. Denn es geht u.A. um die medial viel diskutierte ‚Krise‘ der jungen Männer – ihre Verunsicherung angesichts der scheinbar so viel selbstbewussteren ‚Mädels‘. Es ist eine Langzeit-Dokumentation, bei der im Zuschauerraum viel gelacht wird, aber manchmal auch eine Traurigkeit entsteht. Vielleicht weil zwischen den Zeilen auch die Vergänglichkeit eine Rolle spielt. Und weil nicht nur das ‚Mannwerden‘, sondern das Leben überhaupt in diesen Zeiten kein leichtes ist.