Herzogtum Lauenburg (pm/aa). Mit ‚Mareks Liste‘ hat der Lauenburgische Autor Christoph Ernst seit Anfang dieses Jahres einen neuen Krimi am Start. Auf 320 Seiten entführt er seine Leser dieses Mal ins Berlin der frühen Nach-Wende-Ära
Kriminalromane purzeln gern zwischen sämtliche Stühle, weil sie öfter mal grottenschlecht, aber gelegentlich auch echte Literatur sind. „Mareks Liste“ ist gediegene Pulp-Fiction, eine Verbeugung vor den Altmeistern des Film Noir und eine Hommage an das Genre, die klassische Elemente aufgreift, sie persifliert und bricht.
Theo Wolf lebt unter falschem Namen an einem See in Ontario. Eines Morgens erhält er die Nachricht eines alten Freunds. Er und seine Familie seien in Gefahr, weil die „Sache von damals“ wieder „hoch koche“. Es gebe bereits drei Tote. Das beschwört die Dramen einer blutigen Schmiergeldaffäre im frisch vereinigten Berlin herauf, die einst zu Theos Ausstieg aus dem Polizeidienst geführt haben. Nun steht er nicht nur vor dem Problem seine widerspenstige Tochter aus Toronto loszueisen, er muss ihr auch beichten, dass er ihrer Mutter nicht als Immobilienberater begegnet ist, sondern in einem Bordell in Pankow. Theo ruft sich das damalige Geschehen als fiktiven Film ins Gedächtnis zurück: Jene sechs Tage, die ihn seine vermeintlich sichere Existenz kosteten und zum meistgesuchten Mann in der damaligen Hauptstadt machten.
Wir reisen von Kanada zurück in der Zeit ins Berlin der frühen Nach-Wende-Ära, wo wir den Helden durch ein Labyrinth von Verrat und Intrige begleiten, das er, anders als vorgesehen, überlebt, nur um 27 Jahre später erneut mit den losen Enden des mörderischen Dramas konfrontiert zu sein.
Er fliegt nach Havanna, will dort den Freund treffen, der das Rätsel zu lüften verspricht. Doch es kommt anders. Bei einem tropischen Sturm begegnet er im Hotel Nacional de Cuba dem Mann, der ihn seit einem Vierteljahrhundert verfolgt und nun zwingt, sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen.
„Mareks Liste“ spielt auf zwei Zeitebenen – Berlin im Herbst 1991, Kanada und Kuba heute – verwoben zu einer fesselnden Mischung aus Zeitgeschichte, Politthriller und rasanter Achterbahnfahrt durch einen virtuellen Film Noir.
Boris Meyn schreibt zum Buch: „Ernsts Texturen gleichen Kamerafahrten und Sequenzen des Film Noir. Ein Puzzlespiel aus hunderten von Einstellungen, die irgendwo schon einmal verarbeitet wurden. Zumindest glaubt man ständig, sich vage zu erinnern. Gemeinsam mit den wechselnden Erzählperspektiven gleicht der Roman einem Suchlauf durch ein artverwandtes Sujet, der erst zur Mitte des Romans an Wechselhaftigkeit verliert. Nun aber ist man dem Pageturner längst ausgeliefert. Was fehlt, ist vielleicht ein Hintergrund-Soundtrack melancholischer Stücke von Chet Baker und Miles Davis. Überzeichnete Profile, Looser und Winner, das gängige Verwirrspiel, bis schließlich immer wieder überraschend aus Sympathieträgern Schurken generiert werden. Man bangt bis zum Ende und hofft, der Autor möge Milde walten lassen. Flüssig erzählt – oder sollte man sagen: komponiert? Aber nicht, wie man vermuten könnte, im Zeitgewand des klassischen Film Noir, sondern transkribiert ins junge Novemberdeutschland. Da versteht jemand sein Handwerk. Ich habe für die 300 eng beschriebenen Seiten knapp 10 Stunden benötigt. Und zum Ende bricht der Autor dann überraschend doch mit der Tradition des Noir, denn es gibt tatsächlich…“
Lesen Sie hier exklusiv die ersten 20 Seiten von Christoph Ernst neuen Roman „Mareks Liste“ und holen sich einen kleinen Vorgeschmack: Leseprobe Mareks Liste
„Mareks Liste“, Leda-Verlag, 12,-€
Weitere Infos auch unter http://www.blutiger-ernst.com/