Geesthacht (pm). Kurz nach der verheerenden Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, wurde das durch seine Pannenserie bekannte Atomkraftwerk in Krümmel vorzeitig außer Betrieb genommen. Nach den Plänen der Kraftwerksleitung soll bereits 2020 mit dem Rückbau des AKW begonnen werden. Doch was geschieht mit dem hoch-, mittel- und schwachradioaktiven Abfällen und was mit den übrigen Materialien, die beim Rückbau anfallen werden?
„Wann beziehungsweise ob ein Endlager für die hochradioaktiven Brennelemente zur Verfügung stehen wird, steht in den Sternen. Wenn wir uns also heute Gedanken über eine ‚Zwischenlagerung’ von Atommüll machen, dürfen wir nicht von ein paar Jahren, sondern müssen von mehreren Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten ausgehen“, gibt Christian Wagner, Spitzenkandidat der Geesthachter Linken, zu bedenken.
Um unnötige Atommülltransporte quer durch die Republik und zurück zu vermeiden, wird von vielen Akteuren die Zwischenlagerung am Standort favorisiert. Wagner: „Aber die derzeitige Praxis – Brennelemente in Castoren zu stecken und die dann in einer Leichtbauhalle abzustellen – entspricht nicht unserem Verständnis von einer sicheren Zwischenlösung! Denn auch von den Castoren geht ein erhebliches Strahlenrisiko aus. Seien es mögliche Leckagen oder mutwillige Zerstörungen – die Gefahren dürfen nicht unterschätzt werden. Außerdem sind Castoren für eine Lagerungsdauer von etwa 40 Jahren ausgelegt. Es kann also sein, dass die Brennelemente sogar noch einmal umgebettet werden müssen, bevor sie ihre endgültige Ruhestätte finden.“
Ein mögliches Zwischenlager am Standort müsse nach Ansicht der Linkspartei daher so ausgelegt sein, dass weder gezielte Flugzeugabstürze noch Naturkatastrophen (Elbehochwasser o. ä.) das Bauwerk gefährden könnten, noch dass bei Freisetzung von Radioaktivität im Inneren eine Gefährdung für die Umwelt besteht.
Wagner: „Spannend ist auch die Frage, wie mit den Materialien umgegangen wird, die nur einer relativ geringen Strahlenbelastung ausgesetzt waren.“ Nach derzeitiger gängiger Praxis werden diese Materialen „Freigemessen“. Alles was weniger als zehn Mikrosievert aufweist, ist demnach ungefährlich und kann auf normalen Deponien abgelagert oder sogar als Recyclingmaterial wieder in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden. Dieser Auffassung wird nicht nur in der Anti-Atom-Bewegung sondern auch von Medizinern vehement widersprochen. So wurde auf dem Deutschen Ärztetag beschlossen: „Als Ärzte weisen wir darauf hin, dass es keine Schwellenwerte für die Unbedenklichkeit von ionisierender Strahlung gibt und auch durch vermeintlich geringe Strahlenmengen gesundheitliche Schäden und Spätfolgen über Generationen entstehen können.“
„Während Umweltminister Habeck hier eher ein ‚psychologisches’ Problem sieht, belegt ein Gutachten des BUND, dass die Grenzwerte für die ‚Freimessung’ 2007 unter ganz anderen Voraussetzungen zustande kamen und damals bereits als völlig unzureichend kritisiert wurden. So wurde davon ausgegangen, dass sich der Müll über Jahre hinweg gleichmäßig über viele Mülldeponien verteilen würde. In der Praxis wird der Müll aber natürlich auf der nächstgelegenen Deponie – in unserem Fall also vermutlich in Wiershop – konzentriert abgelagert“, macht Wagner die Befürchtungen seiner Partei deutlich.