Mölln (pm). Zur Diskussion über den Wahlprüfstein “Zur Gesundung der Kulturlandschaft” hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unter der Moderation von Hans-Heinrich Stamer am Freitag (27. April) die Kreistagsparteien in den Quellenhof eingeladen. Meinhard Füllner (CDU), Dr. Matthias Esche (SPD), Kornelia Mrowitzky (Grüne), Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) und Christoph Hinrichs (Linke) erklärten in ihrer jeweiligen Selbstvorstellung ihre Motivation für ein Kreistagsmandat unter anderem mit ihrer Liebe zur Natur.
Füllner will die Kulturlandschaft, wie sie ist, erhalten. Happach-Kasan bestritt eine steigende Umweltbelastung und das Insektensterben. Die anderen Kandidaten forderten “mehr Mut zum Umweltschutz und Behördenkontrollen” (Esche), “die nachteilige Veränderung nicht nur in der Landwirtschaft zu stoppen und Problembewusstsein zu schaffen” (Mrowitzky) und “nach dem Verbot der drei Neonikotinoide muss nun auch Glyphosat verboten und die Klimaschutzbeauftragten müssen langfristige Verträge erhalten” (Hinrichs).
Jürgen Leicher, Agraringenieur im BUND-Landesvorstand, erklärte zu den Wertebegriffen Heimat und Kulturlandschaft, dass die landwirtschaftliche Produktion an die eigene Fläche gebunden werden müsse. “Wir können nicht weitermachen wie bisher. Wir müssen nun alsbald sozial-ökologische Konzepte denken und umsetzen”. Mrowitzki möchte weite, beruhigte Bereiche, in denen sich Natürlichkeit entwickeln und “wo keine Abdrift von Pestiziden eintritt”. Für Happach-Kasan ist Heimat dort, “wo man wohnt, arbeitet und wirtschaftet. Ökobilanzen des Umweltbundesamtes (UBA) sind wertvoll, aber der Einsatz von Glyphosat ist als gut zu bewerten; das BUA soll dazu eine Abwägung liefern”. Hinrichs schwärmte von der “einmalig schönen Heimat Schleswig-Holstein. Der Ausbau von Hühnermastbetrieben aber ist ein agrarindustrielles Problem”.
Auf alte Naturbilder mit Herzensbindung verwies Füllner und erklärte seine Freude daran “durch natürlichen Landschaften wie den Elbe-Lübeck-Kanal zu fahren und in den Ratzeburger See zu springen. Alle Gewässer müssen nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie saniert werden, auch um den Tourismus zu fördern”. Mrowitzky machte deutlich: “Auch alle Maßnahmen in Hausgärten müssen giftfrei umgestellt werden. Wir brauchen einen fachübergreifenden, verbindlichen Strategieprozess für den Insektenschutz unter Einbeziehung aller Kommunen auf der ganzen Fläche”. Esche ergänzte, “die Insektenproblematik muss wissenschaftlich vertieft begründet und alte Bäume mit ihrer besonders hohen Artenvielfalt müssen erhalten werden”.
Auf die Frage zur flächenhaften Lebensraumzerschneidung durch Schlaggrößen von 50 Hektar und mehr mit nur einer Marktfrucht erklärte Füllner: “Diese sind gegeben. Der Kreis wird Blühstreifen auf den Domänen anlegen”.
Mit fünf Fragekarten wandten sich Besucher an das Podium zu den Themen “Vermaisung – Verspargelung – Vergüllung” und “Zersiedelung und Versiegelung der Landschaft” sowie “Wann dürfen Blumenwiesen gemäht werden, damit Raupen Zeit zur Entwicklung haben” und “Einzel-Pachtflächen des Kreises sind unattraktiv und problematisch”. Zusammenfassend stellte Stamer fest, dass von allen Parteien ein “Strategieprozess für den Insektenschutz” befürwortet wurde, für den sich Füllner besonders einsetzen will – allerdings nicht für eine Beteiligung der Umwelt- und Naturschutzverbände.