Ratzeburg (pm). Zu einer Audienz in Schloss Amalienborg in Kopenhagen empfing Königin Margarethe II. von Dänemark Vertreter der Kirchengemeinde St. Petri und des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg sowie der Stadt Ratzeburg. Pastor Martin Behrens und Jürgen Meier sowie Propst em. Dr. Hermann Augustin waren zusammen mit Bürgermeister Rainer Voß von der Königin nach Kopenhagen eingeladen worden, um ein kostbares Kanzelantependium für die Stadtkirche St. Petri in Ratzeburg in Empfang zu nehmen. Auch Dompropst Jens Torkild Bak aus der Partnerstadt Ribe (Dänemark) sowie Anne Birgitte Gammeljord, Vorsitzende des Stiftungsvorstands des „Augustinus Fonden“, waren bei dieser Begegnung anwesend.
Die Königin überreichte mit großer Freude das nach ihrem Entwurf von Lizzi Damgaard in der „Selskabet for Kirkeling Kunst“ in Kopenhagen (Paramentenwerkstatt) angefertigtes Kanzelantependium und erfüllte damit eine Ankündigung, die sie bei einem ersten Zusammentreffen mit der Ratzeburger Delegation im April 2017 in der Werkstatt „Selskabet for Kirkelig Kunst“, geäußert hatte.
Die Inspiration zu diesen Kanzelantependium hatte Königin Margarethe II. bei einem Besuch der Werkstatt, in der nach ihren Entwürfen und auch von ihr selbst Paramente angefertigt werden, bekommen. Sie entdeckte dort das Altarantependium von St. Petri, das König Friedrich VI. der Stadtkirche St. Petri 1816 geschenkt hatte, nachdem das Herzogtum Lauenburg 1815 nach dem Wiener Kongress dänisch und der König auch Herzog von Lauenburg wurde. Es wurde dort auf Betreiben von Propst Dr. Augustin, Ribes Dompropst Jens Torkild Bak sowie Michael Boel Olesen aus Ribe, Geschäftsführer der Firma Hudevad A/S, die die Finanzierung übernommen hatte, gerade einer fachgerechten Restauration unterzogen und im Oktober 2016 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienst in Anwesenheit auch vieler dänischer Gäste der Öffentlichkeit neu präsentiert.
Im Bewusstsein der Bedeutung dieses Kanzelantependiums für die gemeinsame Geschichte entwickelte Königin Margarethe II. einen Entwurf für ein neues Antependium, das an das Material, die Farbe, die Art der Gestaltung und den roten Samt des historischen Originals anknüpfen sollte. Bei dem Motiv hatte sie an Petrus, den Namensgeber von St. Petri, gedacht und selbst eine Zeichnung mit einem Hahn angefertigt und ihren Entwurf schließlich gemeinsam mit den Ratzeburgern im April 2017 in der Werkstatt „Selskabet for Kirkelig Kunst“ besprochen. Das Kanzelantependium erzählt eindrucksvoll von Petrus, seiner größten Krise, die der Hahn symbolisiert, und der niemanden aufgebenden Liebe seines Herrn.
„Eure Majestät, wir freuen uns sehr und sind sehr bewegt von der Wertschätzung, die Sie den Menschen in unserer Stadt und unserer Kirchengemeinde St. Petri entgegenbringen. Mit diesem Kanzelantependium wird zugleich ein geschichtlicher Bogen von mehr als 200 Jahren seit 1816 gespannt, geprägt durch die Freude an den historischen Zusammenhängen, die lebendendige und überall in unserer Stadt nach wie vor erlebbare und sehr zukunftsorientierte dänische Zeit im Herzogtum Lauenburg, und der Begegnung heute, die wir Ratzeburger nie vergessen werden“, sagte Bürgermeister Rainer Voß in seinen Dankesworten, worin er auch die Grüße des Bürgervorstehers, der Mitglieder der Stadtvertretung und der Bürgerinnen und Bürger der Stadt einschloss.
Propst em. Dr. Herrmann Augustin überbrachte die Grüße und den Dank des Kirchenkreises und von Pröpstin Frauke Eiben: „Wir Lauenburger evangelisch-lutherischen Christen pflegen seit damals bis heute dänische, kirchliche Tradition, zu Pfingsten und am Reformationstag, das Anbringen des von Friedrich VI. geschenkten Altarantependiums und nun heute durch das von Ihnen geschenkte, rote Kanzelantependium. Zum anderen besitzt der offizielle lauenburgische Talar zwei dänische Merkmale: er ist eng anliegend mit der langen, vorne sichtbaren Knopfreihe und den weißen Manschetten, allerdings ohne Halskrause sondern mit Beffchen. Bis heute tragen die leitenden Geistlichen wie die jetzige Pröpstin diesen Talar.“ Augustin schloss seine Dankesworte in dänischer Sprache mit einem Segenswort, das in den dänischen Kirchen üblich ist: „Gud, vor himmelske fader, velsign og bevar dronning Margrethe og hele kongens hus og hold din beskaermende haand over Danmarks folk og faedreland som en vigtig partner in vor europaeisk familie.“
Die Ratzeburger Delegation überreichte Königin Margarethe ein meisterlich gestaltetes Velum mit Ajour-Stickerei, Schattenstickerei und anderen Techniken aus Leinen von der Ratzeburger Paramentenwerkstatt. Ein Velum ist ein liturgisches Tuch, mit dem die Abendmahlgefäße verhüllt werden. Das Motiv zeigt drei ineinander greifende Ringe, die symbolisch für die Trinität, die Dreieinigkeit Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes stehen. Königin Margarethe begutachtete fachkundig die herausragende Arbeit von Dorothee Fiedler und freute sich über dieses besondere Geschenk.
„Bitte erzählen Sie in Ratzeburg, dass es mir eine besondere Freude war, Sie kennen zu lernen und anerkennend festzustellen, wieviel Ihnen unsere gemeinsame Geschichte bedeutet. Möge dieses wunderschöne Kanzelkleid daran auch in Zukunft erinnern“, sagte die Königin zum Abschluss der Audienz im Schloss Amalienborg. Die Finanzierung des neuen Kanzelantependiums hat die Stiftung „Augustinus Fonden“ aus Kopenhagen übernommen.
Gottesdienst am Pfingstsonntag, 20. Mai 2018, um 18 Uhr, St. Petri-Kirche
Der Weihegottesdienst für das neue Kanzelantependium wird am Pfingstsonntag, 20. Mai 2018, um 18 Uhr in der Stadtkirche St. Petri mit Beteiligung von Dompropst Bak aus Ribe stattfinden. Alle sind dazu herzlich eingeladen.