Herzogtum Lauenburg (pm). Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses* trafen sich im Jobcenter in Mölln, um eine Zwischenbilanz zum Ausbildungsmarkt in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn zu ziehen. Das gemeinsame Fazit: die Unternehmen wollen ausbilden und suchen Nachwuchs, in fast allen Bereichen gibt es aktuell noch freie Ausbildungsstellen. Zudem betonen alle Teilnehmer nochmals den Wert der dualen Ausbildung.
Für eine abschließende Bewertung der Situation am Ausbildungsmarkt ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu früh. Hierin sind sich alle Teilnehmer des regionalen Ausbildungsbündnisses, die sich diese Woche im Jobcenter Mölln für eine aktuelle Zwischenbilanz getroffen haben, einig. Einige Trends gibt es jedoch: die Unternehmen wollen ausbilden, die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen ist hoch und es finden sich in fast allen Bereichen noch freie Ausbildungsplätze.
„Im Kreis Stormarn ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell mit 1.211 elf Prozent höher als im Vorjahr, im Kreis Herzogtum Lauenburg mit 782 fast auf Vorjahresniveau“, berichtet Dr. Heike Grote-Seifert, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Das zeigt, dass die Unternehmen in beiden Kreisen weiter auf die duale Ausbildung setzen und sich in der Ausbildung junger Menschen stark engagieren. Die Zahl der Bewerber liegt nach zwei Jahren, in denen sich die doppelten Abi-Jahrgänge stark bemerkbar gemacht hatten, mit aktuell 1.878 (Kreis Stormarn 894, Kreis Herzogtum Lauenburg 984) wieder auf einem zu diesem Zeitpunkt normalen Niveau“, so Grote-Seifert weiter.
Die Vertreter aus dem Handwerk bestätigen die hohe Ausbildungsbereitschaft auf Seiten der Handwerksbetriebe. „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen nur etwa ein Viertel der einzutragenden Ausbildungsverträge vor. Daher haben wir aktuell nur einen Zwischenstand“, sagt Christian Maack von der Handwerkskammer Lübeck. „Im Gesamtbezirk der Handwerkskammer Lübeck liegt die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge auf dem Stand des Vorjahres.“ Über dem Vorjahreswert liegen die entsprechenden Zahlen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, können Marcus Krause, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn und Marion Fuchs, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Herzogtum Lauenburg ergänzen: „In beiden Kreisen ist die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge derzeit jeweils sechs Prozent höher als im Vorjahr. Es gibt aber in allen Handwerksbereichen weiter Ausbildungsangebote.“ So finden Ausbildungssuchende in beiden Kreisen zum Beispiel im Baugewerbe, bei den Elektronikern in der Energie- und Gebäudetechnik oder den Anlagenmechanikern Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik noch Ausbildungsplätze. Alle drei Vertreter erklären: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Bewerbung, dann kann die Ausbildung zum Ende des Sommers beginnen. Die Jugendlichen sollten die Zeit bis dahin nutzen, um sich in einen Praktikum über die verschiedenen Handwerksberufe zu informieren. Dann steht ihrer beruflichen Zukunft nichts mehr im Wege.“
Im Bereich der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK) suchen viele Unternehmen ebenfalls weiterhin Ausbildungsnachwuchs, berichtet Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung Dr. Ulrich Hoffmeister: „Im Zwischenergebnis bei den eingetragenen Ausbildungsverträgen liegen wir aktuell knapp unter dem Vorjahr. Auch bei uns finden sich aktuell in den verschiedenen Ausbildungsberufen viele freie Ausbildungsstellen, so zum Beispiel auch noch bei den Bankkaufleuten.“
Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses werben dafür, sich insbesondere über die Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort zu informieren. “In unseren beiden Kreisen gibt es ein breites Ausbildungsangebot, engagierte Ausbildungsbetriebe und nach der Ausbildung sehr gute berufliche Perspektiven“, sind sich alle einig.
Unter den Auszubildenden finden sich zunehmend mehr Geflüchtete. Bei den Unternehmen besteht eine große Bereitschaft, sie bei der beruflichen Integration zu unterstützen. Viele Betriebe bieten Praktika, Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungsplätze für Geflüchtete an, können die Vertreter aus dem Handwerk und IHK berichten. Größte Hürde bleibt jedoch die Sprache, um sich nicht nur im Alltag, sondern insbesondere im berufsfachlichen Austausch verständigen zu können. „Wir haben im Schuljahr 2017/18 so viele Geflüchtete wie nie zuvor in den Klassen der Berufsschule“, erläutert Joachim Steußloff, Schulleiter der Beruflichen Schulen in Ahrensburg. „Dies ist natürlich aufgrund des Fachkräftemangels in vielen Bereichen sehr positiv“, so Dirk Witt, Abteilungsleiter am Regionalen Berufsbildungszentrum Mölln. Schwierigkeiten bereiten allerdings die sprachlichen Hürden. „Intellektuell wären die meisten Migrantinnen und Migranten auch durchaus in der Lage dem Unterricht zu folgen, leider hapert es aber oft an den erforderlichen Deutschkenntnissen.“, erklärt der Studiendirektor weiter. Die Schulen versuchen dem mit vermehrter Lehrer-Doppelbesetzung und Zusatzunterricht in Deutsch als Zweitsprache zu begegnen.
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Trends zum weitergehenden Schulbesuch und der meist einhergehenden Studienausrichtung heben die Teilnehmer des Ausbildungsbündnisses nochmals den Wert der dualen Ausbildung hervor. „Die betriebliche Ausbildung bietet den jungen Leuten alle Karrierechancen. Mit dem erfolgreichen Berufsabschluss wird zum Beispiel zugleich der Realschulabschluss erworben. Eine duale Berufsausbildung ist zudem die Basis für weitere Karriereschritte. So ermöglicht sie die Weiterbildung zum Betriebswirt, Meister oder Techniker. Ebenso kann man sich mit einer abgeschlossenen Ausbildung nach dreijähriger Berufspraxis für eine Hochschuleignungsprüfung anmelden. Ein Studium ist also auch mit einer Berufsausbildung möglich. Damit bieten sich Perspektiven in leitenden Tätigkeiten bis hin zur Betriebsführung“, erklären sie.
Jugendlichen, die bei der Berufs- und Ausbildungssuche noch nicht aktiv geworden sind, rät die Chefin der Arbeitsagentur: „Allen, die bisher keinen Kontakt zur Berufsberatung hatten, empfehle ich dringend, sich jetzt bei uns zu melden. Unsere Berufsberater helfen, den richtigen Ausbildungsberuf und die passende Ausbildungsstelle zu finden. Es gibt jetzt noch freie Ausbildungsplätze in fast allen Bereichen.“