Duvensee (pm). Die Organisatoren der Veranstaltung am 25. Juli 2017 hatten Stuhlreihen mit insgesamt 225 Stühlen im Tagungsraum der „Duvenseer Schmiede“ aufgestellt. Die waren bereits eine halbe Stunde vor dem Beginn um 18 Uhr vollständig besetzt, was viele nachströmende Interessierte jedoch nicht abhielt, trotzdem zu bleiben. So erlebten schätzungsweise 300 Menschen die Präsentation des Schutzwürdigkeitsgutachtens für das Duvenseer Moor durch Minister Robert Habeck und weiteren Mitarbeitern aus dem MELUND (Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung) und LLUR (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume).
Um es vorwegzunehmen: Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass es eine sehr hohe Schutzwürdigkeit für das Moor gibt, einhergehend mit einer sehr hohen Schutzbedürftigkeit.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Amtsvorsteher des Amtes Sandesneben-Nusse, Ulrich Hardtke, gab Minister Habeck als Moderator bekannt, wie der Abend ablaufen soll. Manfred Bohlen aus der Abteilung Naturschutz des MELUND leitete die Reihe der Vorträge mit grundsätzlichen Betrachtungen zum Naturschutz ein. Dabei zeigte er Beispiele aus bereits vorhandenen Schutzgebieten auf. Klaus Jödicke aus dem Büro der Biologen im Arbeitsverbund, das vom MELUND beauftragt wurde, stellte das eigentliche Gutachten vor. Anhand vieler Beispiele seltener und vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Tiere, belegte er die Schutzwürdigkeit des Moores, dessen Erhaltung durch eine Fundstätte mittelsteinzeitlicher Artefakte noch zusätzlich an Bedeutung gewinnt.
Jeanine Wagner von der Möllner integrierten Station des LLUR präsentierte erste Ergebnisse der Gespräche aus den Arbeitskreisen, die mit Abordnungen der betroffenen Gemeinden im Vorwege stattfanden. Zu den Bereichen Tourismus, Jagd, Land- und Wasserwirtschaft gibt es einige Anmerkungen, Wünsche und Kritikpunkte. Ines Winkelmann von der Abteilung Naturschutz des LLUR knüpfte daran an und stellte den Ablauf des anstehenden Rechtsetzungsverfahrens vor, in dem die Bedenken und Forderungen aus den anliegenden Gemeinden Duvensee, Klinkrade, Labenz und Lüchow weitestgehend berücksichtigt werden sollen.
Alle vier Bürgermeister und drei Gemeinevertretungen dieser Gemeinden lehnen die Einrichtung eines Naturschutzgebietes ab. Unterstützt durch den Landtagspräsidenten Klaus Schlie wollen sie den Naturschutz durch die Gründung eines Vereins vor Ort selbst in die Hand nehmen. Herr Vogler aus Duvensee trug die Argumente dafür vor. Im Verlaufe seines Beitrags wurde jedoch immer deutlicher, dass die einzelnen Positionen mit denen des LLUR gar nicht weit auseinanderliegen, in vielen Fällen sogar deckungsgleich sind.
Gegen den leichten Widerstand einiger Anwesender ließ Minister Habeck (Foto re.) als zusätzlichen Punkt der Tagesordnung eine Stellungnahme der Bürgerinitiative (BI) „Pro Natur-Duvenseer Moor“ zu. Herr Däkena aus Duvensee beklagte darin die seiner Ansicht nach mangelnde Mitnahme der Bevölkerung das Thema betreffend. Begleitet von einigen wütenden Zwischenrufen stellte er fest, dass nach seiner und der Meinung der BI-Mitglieder seitens der Gemeindevertretungen der Eindruck erweckt werde, dass alle Einwohner der betreffenden Dörfer sich gegen ein Naturschutzgebiet (NSG) stellen. Das Gegenteil sei jedoch der Fall. Nach seinen Gesprächen und Erfahrungen gibt es eine klare Mehrheit für die Einrichtung eines NSG innerhalb der Gemeinden.
In zwei Diskussionsrunden gab es die Möglichkeit zur Meinungsäußerung. Es kamen einige der vielschichtig gelagerten Probleme und Ansichten zur Sprache. Unter anderem Landwirte, Jagdpächter, Förster und Naturschützer kamen zu Wort. Bürgermeister Hans-Peter Grell aus Duvensee legte ebenfalls noch einmal seinen Standpunkt dar. Minister Robert Habeck und andere Anwesende beantworteten jeden Beitrag, natürlich nicht für jeden und je nach Ansicht nicht immer zufriedenstellend, und versuchten unermüdlich, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Die Erstellung eines wasserwirtschaftlichen und -technischen Gutachtens ist für den weiteren Verlauf des Verfahrens unabdingbar. Das wird mindestens ein Jahr dauern. Als Fazit schlug Minister Habeck vor, diese Zeit für weitere Gespräche mit den Betroffenen zu nutzen. Denn eines zog sich durch den gesamten Abend: Ohne Kompromisse wird es nicht gehen. „Gründen sie ihren Verein und wir werden dann sehen, wie wir letztendlich zusammenkommen“, sagte Minister Habeck sinngemäß zum Abschluss.
Die Aussichten, die scheinbar unversöhnlichen Ansichten zusammenzubringen, stehen angesichts vieler gleicher Positionen gar nicht so schlecht. Vielleicht könnten die Anlieger und Gemeinden ja eines Tages zu Sachwaltern vor Ort für ein zukünftiges Naturschutzgebiet werden?