Ratzeburg (pm). Für die beiden in Seattle (USA) studierenden Geschwister Anna Calina (21 J.) und Annemieke Schanze (20 J.) war es ein Ritt. Kaum hatten sie die Hochschulmeisterschaften mit ihrer Universitätsmannschaft – übrigens sehr erfolgreich – absolviert, stiegen sie in den Flieger und trafen am Freitag rechtzeitig zum Regatta-Wochenende in der Heimatstadt Ratzeburg ein. Jetlag hin, Jetlag her, in vier Renen der Regatta starten beide, drei gewannen sie (zweimal den Vierer-ohne, einmal den Achter), nur im Zweier-ohne mussten sich Annemieke (2. Platz) und Calina (3. Platz) einer dänischen Mannschaft geschlagen geben.
Für die Regatta war dies der sportliche Höhepunkt und dies nicht nur aus lokalsportlicher Sicht. Wer aber nun letztlich von diesen Ruderinnen im August den Deutschlandeinteiler bei der U 23-WM in Plovdiv (BUL) überstreifen wird, entscheiden die Deutschen Meisterschaften Ende Juni in München.
Während damit die deutsche U 23-Nationalmannschaft auch nach der Ratzeburger Ruderregatta weiter offen ist, nutzten andere in Ratzeburg startende Nationen den Rudervergleich auf dem Küchensee bereits zur nationalen Ausscheidung. „Bei den Männern haben sich deshalb neun Achter zum Rennen angemeldet. Ein solches fantastisches Feld sieht man nur sehr, sehr selten“, freute sich RRC-Chef Dr. Thomas Lange über das mit 523 Telnehmern gestiegene diesjährige Meldeergebnis. „Für die Zuschauer wären wir gerne mit allen neun Booten ins Finale vor die Zuschauer getreten, aber einige Teilnehmer wollten verständlicherweise nicht auf den Vorlauf verzichten, den sie fest für die Mannschaftsbildung eingeplant hatten“, so Lange. Dieser Vorlauf wurde dann ausgerechnet der Mannschaft um den „Oldie“ dieser Regatta, dem Ratzeburger Jörg Lehnigk (40 J.) mit seinen Mannschaftskameraden Marten Backmann (Lübecker RG) und dem Ex-Ratzeburger Gregory Schaltegger (jetzt RG HANSA) zum Verhängnis. „Wir haben die Regatta eigentlich nutzen wollen, um uns auf den bevorstehenden Henley-Cup in England vorzubereiten“, ärgerte sich Gregory Schaltegger, der mit seiner Mannschaft damit im Vorlauf ausschied und so nicht ins Finale einziehen konnte.
Arne Schwiethal (Ratzeburg) bot mit seinem Zweier-ohne-Partner Florian Reinecke (RC Allemannia), den wohl spannensten Zieleinlauf des zweiten Regattatages. „Wir hatten zum Schluss einen so unglaublichen Speed drauf“, freute sich Schwiethal über die Endgeschwindigkeit, die das Boot von Philipp Nonnast und Christoph Bub (Frankfurt) mit 0,77 Sekunden auf dem sprichwörtlich letzten Metern noch vom sicheren ersten Platz verdrängte, den das Boot vielleicht 1.998 Meter teilweise sehr deutlich innegehabt hatte.
Sehr viele Zuschauer zog auch in diesem Jahr der neunte Firmen-Sprintcup an den Küchensee, mit dem der erste. Regattatag am Samstag abschloss. Insgesamt 17 Mannschaften aus dem Herzogtum Lauenburg sowie aus Lübeck und Hamburg beteiligten sich daran. Der Firmen-Sprintcup ist damit eine feste Größe der Regatta geworden. Er zieht Sportinteressierte genauso wie Zuschauer an, zur Regatta zu komen und auf dem Regattagelände zu verweilen, den Sport zu feiern und sich zu unterhalten. Der RRC wird dieses „Segment“ aus vielen Gründen ausbauen.
Positiv blickt auch RRC-Chef Lange zurück. „Wir haben erstmals erfolgreich eine Drohne einsetzen können, die den Zuschauern auf der Tribüne Livebilder vom Start zur Moderation der Reporter anbot. Das macht die Regatta für die Zuschauer wesentlich spannender und im nächsten bemühen wir uns um eine richtig große Übertragungsleinwand. Wir haben mehr Meldungen zur Regatta und mit einem bunten Programm aus gutem Sport und guter Unterhaltung von 8 bis 24 Uhr tun wir auch etwas für mehr Zuschauerinteresse“, so Lange.
Erstmals bereicherte auch die „genießBar im Herzogtum “ die internationale Ruderregatta mit ihren alkoholfreien Cocktails. Projektleiterin Petra Schörling und ihr junges Team bewiesen ehrenamtlich aber professionell, dass ihre Cocktails 100 Prozent Geschmack bei Null Promille liefern. Spontan wurde Petra Schörling um ein Interview vor Ort gebeten. Das nahm sie gern an und informierte das Publikum am Küchensee nicht nur über ihr alkoholpräventives Projekt, sondern nahm die Möglichkeit wahr, sich vor so großem Publikum bei ihren Unterstützern und Förderern Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, Povinzial Sönke Brüdersdorf, B&B Elektrotechnik, den Soroptimisten und der Jugendherberge Ratzeburg zu bedanken. Herbergsvater Stefan Wehrheim zollte hier erneut dem Projekt Respekt und übernahm ganz spontan die Rechnung für die Ausleihgebühren der Tresen.