Ratzeburg (aa/pm). „Bedrohlicher Schimmelpilz: Orgel in Gefahr“ – so lautet der Titel eines Flyers, herausgegeben von den Ratzeburger Dommusiken und finanziert vom Förderverein der Ratzeburger Dommusiken, der aktuell in Ratzeburg verteilt wird. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der Großen Rieger-Orgel des Ratzeburger Doms.
„Wir haben das Problem mit dem Schimmelpilz schon seit Jahrzehnten“, verrät Domprobst Gert-Axel Reuß. Irgendwann in den 60er/70er Jahren fing man an, den Dom zu beheizen. Verständlich! Wer will schon im Winter während eines Konzert frieren? Doch das Bewusstsein, dass wer heizt auch gut lüften muss, war damals wohl einfach noch nicht vorhanden. Die Folge: der Schimmelpilz hielt Einzug in den Dom. „Das geschieht in anderen Kirchen auch. Überall dort, wo sich Staub und Feuchtigkeit ansammelt“, so Reuß weiter.
Die Große Rieger-Orgel wurde 1978 fertiggestellt. Diese steht mit einer Seite direkt an einer Außenmauer. Diese ist im Winter eiskalt. Im Inneren des Doms ist es verhältnismäßig warm. Dazwischen steht die Orgel. Die Feuchtigkeit aus der warmen Luft im Dominneren schlägt sich in der Folge an den kalten Orgelteilen nieder – die perfekte Ausgangslage für Schimmel. „Lange bevor ich nach Ratzeburg kam, war das Problem mit der Orgel schon so gravierend, dass man eine umfangreiche Reinigung vornahm“, blickt Reuß zurück. Zudem wurde die Belüftung verbessert, an den Einstellungen der Heizungsanlage gedreht und die Orgel mit Fungizid behandelt.
Doch der Schimmel kam wieder. „Wir wussten nicht so richtig, was man anders machen kann“, sagt Reuß. Schließlich habe man einen Heizungsingenieur mit einem Gutachten beauftragt. Daraus folgten weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel Entlüftungsanlagen im Orgelinneren und neue Staubsauger mit speziellen Filtern. „Wir haben in den letzten Jahren versucht die Bedingungen zu verbessern. Da, wo der Schimmel entfernt wurde, kommt er mittlerweile auch nicht mehr so schnell wieder“, erklärt Domorganist Christian Skobowski. Reuß ergänzt: „Ganz loswerden können wir den Pilz nicht, nicht zu 100 Prozent. Man kann ihn nur unter Kontrolle halten.“
Was jetzt noch bleibt, ist eine komplette mechanische Reinigung der Rieger-Orgel. Dazu kommen Materialermüdung und -abnutzung nach 35 Jahren intensiven Gebrauchs, Auflösungserscheinungen an Kunststoffteilen und Verunreinigungen durch Staub. Zusammen mit der Firma Rieger, die das Instrument 1978 baute, hat die Domkirchgemeinde das Konzept für die Generalreinigung erarbeitet. Die Kosten betragen demnach rund 120.000 Euro. Ab dem 14. Januar 2013 werden vier bis fünf Mitarbeiter der Firma Rieger über sieben Wochen das Instrument komplett auseinandernehmen, reinigen und wieder zusammenbauen. Anschließen werden zwei Intonateure noch über vier Wochen die Orgel wieder stimmen.