Geesthacht (pm). Vor 40 Jahren – genauer gesagt am 18. Oktober 1985 – um 17 Uhr wurde das Stadtarchiv Geesthacht eröffnet. Das neue ‚Gedächtnis der Stadt‘ präsentierte sich zu diesem Anlass im Ratssaal mit einer Ausstellung unter dem Motto: „Archiv ohne Mief“. „Passend dazu zeigte das Ausstellungsplakat, wie der Schriftzug des Mottos eine alte Siegelmarke der hamburgischen Ortsvogtei zu sprengen schien – Amtsakten und Urkunden sollten aus einstiger obrigkeitlicher Klammer und Geheimhaltung befreit, entdeckt und zum Leben gebracht werden“, erklärt Geesthachts heutiger Stadtarchivar Dr. Jan Klußmann.
Den programmatischen Titel hatte der erste Stadtarchivar, Dr. William Boehart (amt. 1985-2012), bewusst gewählt. „Archive verwahren nicht nur Geschichte, sie bilden auch die Überlieferung von morgen, liefern authentische Quellen für die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, wirken so mit an Kulturarbeit und Zukunftsgestaltung. Von Mief und Staub keine Spur“, sagt Dr. Jan Klußmann.
Zur Archiv- und Ausstellungseröffnung hatte sich Prominenz aus Politik und Archivwesen eingefunden. Das mitgeschickte Bild zeigt im Gespräch unter anderem den damaligen Direktor des Landesarchivs Schleswig-Holstein Prof. Dr. Reimer Witt ( erster von links), den lauenburgischen Kreisarchivar Dr. Hans-Georg Kaack (zweiter von links) und den damaligen Geesthachter Bürgermeister Dr. Karsten Ebel (rechts in der Runde). „Dass im Rathaus noch ungezwungen geraucht wurde bei der Gelegenheit, zeigt den Wandel des Zeitgeistes seit damals“, sagt Dr. Jan Klußmann.

Dem offiziellen Archivstart gingen zwei Jahre intensiver Vorbereitung unter Koordinierung von Dr. William Boehart voraus. Dazu gehörte auch die Anlage eines ersten „Archivkatalogs“, eines Findbuches, wie Archivarinnen und Archivare sagen, durch Andrea Grabhorn. Diese Arbeiten erfolgten im Zusammenhang mit der bereits zum 1.1.1985 erfolgten Gründung der Archivgemeinschaft Schwarzenbek, in der sich damals Schwarzenbek, Geesthacht, Lauenburg, Wentorf und das Amt Büchen zusammenfanden – Geesthacht trat 2013/2019 aus, um eine eigene hauptamtliche Archivarsstelle zu schaffen.
„Die Professionalisierung der Archivbetreuung lag im Zug der Zeit. Das öffentliche Interesse an archivalischer Überlieferung war gewachsen“, ordnet Dr. Jan Klußmann ein. Nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch Bürgerinnen und Bürger engagierten sich jetzt privat oder in Geschichtswerkstätten in der historischen Forschung, vor allem zur NS-Zeit. „Andererseits nahm die Sensibilisierung für die Bedeutung des Datenschutzes zu – erinnert sei an die öffentlichen Auseinandersetzungen um die Volkszählung 1987. Diese Entwicklungen führten bundesweit zur Verabschiedung von Archivgesetzen, die seither Archivarbeit und -nutzung regeln und auch Kommunen zum Unterhalt von Archiven verpflichten“, sagt Dr. Jan Klußmann.
Für das Stadtarchiv Geesthacht sind Landesarchivgesetz und städtische Archivsatzung die Geschäftsgrundlagen. Dem Archiv müssen alle städtischen Unterlagen nach bestimmten Fristen zur Übernahme angeboten werden. Es bildet daraus kontinuierlich die historische Überlieferung, sichert deren Erhaltung und öffentliche Nutzbarmachung. Das Stadtarchiv strebt eine umfassende, multiperspektivisch angelegte Dokumentation der Stadtentwicklung an. Es ergänzt daher amtliches Schriftgut durch aktive Sammlung von Einzelstücken sowie durch nichtstädtische Überlieferungen (Nachlässe, Firmenarchive usw.) mit Geesthacht-Bezug.
Das Stadtarchiv Geesthacht, seit 1997 im Rathaus untergebracht und zugleich Heimstatt des Geesthachter Heimatbundes und Geschichtsvereins, verwahrt derzeit rund 400 laufende Meter an Akten, Büchern, Bildquellen und anderen Dokumenten, dazu Großformate wie Karten, Plakate usw. Es dokumentiert vor allem die Zeit ab 1870, weitere und ältere Quellen sind in Archiven in Hamburg, Lübeck, Ratzeburg (Kreisarchiv) und Schleswig (Landesarchiv) zu finden.
Das Stadtarchiv steht jeder Person zur Nutzung offen. Kontaktdaten und weitere Informationen finden Sie unter https://www.geesthacht.de/Unser-Geesthacht/Geschichte/Stadtarchiv